Die Fragen stellte Angelika Petrich-Hornetz
Wirtschaftswetter: Frau Jens, Sie haben 2006 in Wien eine Initiative gegen Hundekot gegründet. Waren Sie von der großen Resonanz überrascht?
Petra Jens: Ja. Ich wusste zwar, dass das Thema Potenzial hat, aber diese Resonanz war schon überwältigend.
Wirtschaftswetter: Wie ist die Situation heute, was konnte die Initiative erreichen?
Petra Jens: Es gab mehrere Aufklärungskampagnen der Stadt Wien, die deutlich machten, dass es sich beim Liegenlassen von Hundekot tatsächlich um ein Delikt handelt, das auch Geldstrafen nach sich ziehen kann. Es wurden MitarbeiterInnen verschiedener Magistrate ermächtigt, diese Angelegenheit zu überwachen und im Ernstfall auch Strafen zu verhängen. Beide Maßnahmen wären vor zwei Jahren noch undenkbar gewesen.
Wirtschaftswetter: Gibt es auch etwas, das Sie bis heute vermissen und Ihrer Meinung nach noch getan werden sollte?
Petra Jens: Im März 2006 versprach Bürgermeister Dr. Häupl, eine Kampagne gegen Hundekot im öffentlichen Raum durchzuführen und die Ergebnisse zu evaluieren.
Eine Evaluierung der Hundekotsituation in Wien ist bislang nicht erfolgt. Objektiv kann daher niemand sagen, ob jetzt weniger Hundekot herumliegt als vor den gesetzten Maßnahmen.
Wirtschaftswetter: Fand so etwas wie einen Stimmungswandel statt, reagieren die Wiener heute anders auf Hundekot?
Petra Jens: Die Mehrheit schon. Zum Einen ist es jetzt überhaupt möglich, HundehalterInnen darauf anzusprechen. Das Anbieten eines Sackerls gilt nicht mehr als Zumutung. Zum Anderen sieht man HundehalterInnen, die den Kot ihres Hundes einsammeln. Dieses Verhalten war zuvor nicht wahrnehmbar und in gewissen Kreisen sogar sehr verpönt.
Wirtschaftswetter: Konnten auch neue Erkenntnisse und Informationen gewonnen werden, zum Beispiel über das Ausmaß der Verschmutzung, mögliche Gesundheitsgefahren oder was Hundebesitzer und Betroffene wirklich denken?
Petra Jens: Da es keine offiziellen Evaluierungen gibt, kann ich dazu leider nichts sagen. Ich habe in der Zeit der Hundstrümmerlpetition eine Menge über Hunde und die Psychologie ihrer HalterInnen gelernt.
Was mich selbst überrascht hat, war die Zustimmung vieler HundehalterInnen zu unserer Initiative. Es ist nämlich so, dass der herumliegende Kot auch für andere Hunde zu gefährlichen Infektionen führen kann.
Wirtschaftswetter: Welche Reaktionen auf Ihre Initiative haben Sie außerdem kennengelernt?
Petra Jens: Es hagelte natürlich auch viel Kritik seitens der HundehalterInnen. Mehrere Hundehalter-Initiativen entstanden als Reaktion auf unsere Arbeit. Ich hielt das für ganz vernünftig. Der soziale Druck innerhalb der Hundehalter-Community wurde dadurch gestärkt. Unsere Initiative wurde außerdem in drei Städten - darunter auch München - übernommen. Das hat mich besonders gefreut!
Wirtschaftswetter: Was wünschen Sie Mensch und Hund fürs neue Jahr 2009?
Petra Jens: Ich wünsche allen Hunden, dass sie zu Menschen kommen, die sich wirklich mit ihnen beschäftigen. Solche Menschen kümmern sich in der Regel auch um den Hundekot. Ich wünsche allen Kommunen engagierte BürgerInnen, die sich mit Vehemenz um soziale und ökologische Anliegen kümmern.
2009-01-01 Angelika Petrich-Hornetz, Wirtschaftswetter
Text: ©Angelika Petrich-Hornetz und Interviewpartnerin Petra Jens
Foto Themenbanner: ©Cornelia Schaible
Foto: ©C.S.
Infos zu Datenschutz + Cookies
zurück zu: Themen
zurück zu: Startseite Wirtschaftswetter
wirtschaftswetter.de
© 2003-2021 Wirtschaftswetter® Online-Zeitschrift