von Angelika Petrich-Hornetz
Zuerst war der Erreger von Haut- und Weichteilinfektionen ein reiner Krankenhauskeim. Dann sickerte der Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) allmählich in Pflegeeinrichtungen und tauchte ein paar Jahre später auch außerhalb von Kliniken und Altersheimen auf, als so genannter community-acquired MRSA (caMRSA). Nicht lange danach trafen die ersten Meldungen über befallene Haustiere ein, die vorwiegend von ihren Haltern infiziert worden waren – und über kolonisierte Nutztiere. Erstmals wurde Ende Februar nun auch in der Schweiz MRSA bei einem Schwein und zwei Kühen entdeckt.
Noch relativ jung ist die Erkenntnis, dass auch Haustiere MRSA an ihre Halter übertragen können. Dies wurde einer breiteren Öffentlichkeit durch den Fall einer Frau bekannt, den Forscher vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit 2008 beschrieben . Die schweren Hautinfektionen der Frau kehrten trotz wiederholter Antibiotika-Behandlungen immer wieder, bis man entdeckte, dass eine ihrer Hauskatzen ebenfalls, und zwar mit demselben MRSA-Erreger, infiziert war. Erst nach deren antibiotischer Therapie durch den Tierarzt, heilten auch die Hautinfektionen der Katzenhalterin ab.
Viel öfter wurden in der Wissenschaft noch die Fälle über den häufigeren, umgekehrten Weg dokumentiert, bei dem sich Heimtiere beim Menschen anstecken. Neben Katzen können auch Hunde, Kleintiere und insbesondere Pferde Träger von caMRSA-Arten sein. Die Tiere werden so auch ohne eigene, akute Erkrankung wiederum zu Überträgern an andere Tiere - und Menschen.
So berichteten verschiedene Studien über Tierkliniken, in denen unterschiedliche Prozentsätze von Mitarbeiterm ebenfalls Träger jener MRSA-Arten waren, die auch bei den Tieren selbst festgestellt worden waren. Inzwischen rechnet man damit, dass die Kolonisations-Rate bei Mitarbeitern in Tierarztpraxen und –kliniken ähnlich hoch ausfallen könnte wie die in Kliniken der Humanmedizin, die vor ein paar Jahren noch die einzigen Stätten mit einem MRSA-Problem waren.
Wie in einigen anderen Ländern, ist auch in Deutschland MRSA bei Nutztieren bekannt. So wurde der hartnäckige Keim zum Beispiel vergangenes Jahr bei Stichproben der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen in 16 von 28 Schweinmastbetrieben gefunden. In der heimischen Küche hilft gegen den Keim übrigens konsequentes Durchgaren. Besonders gefährdet sind in den Betrieben vor allem die Mitarbeiter, unter Umständen auch Familienangehörige ohne direkten Kontakt, die alle, auch wenn sie nicht erkranken, ebenfalls als Überträger auf weitere Tiere oder Menschen fungieren können.
Auch in der Schweiz wurde der Keim neben den drei Nutztieren bei drei Tierhaltern gefunden – und nach Angaben der Behörden erfolgreich behandelt. Die Bedeutung von Haus- und Nutztieren als sich etablierende Glieder in der Übertragungskette von MRSA dürfte den Kampf gegen den Erreger nicht einfacher gestalten.
Nachtrag + Linktipp. Siehe zum Thema u.a. auch RKI: MRSA bei Haustieren - Bedeutung für den Menschen
2009-02-27 Angelika Petrich-Hornetz, Wirtschaftswetter
Text: ©Angelika Petrich-Hornetz
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