von Dr. Elisabeth Kärcher
Liebe Leserinnen und Leser,
niemand hat so treffsicher und einprägsam die Schattenseite der arbeitsteiligen Industrialisierung des 19. Jahrhunderts dargestellt wie Charlie Chaplin in Moderne Zeiten. Sein zum Rädchen gewordener Mensch, der schließlich sich selbst verliert, erscheint uns heute als überwundene Extremform der Fließbandarbeit.
Im 21. Jahrhundert plagt uns doch wohl eher das Gegenteil: ein immer komplexer werdendes berufliches Umfeld, das geistig und emotional überlastet. Reizüberflutung statt Monotonie wird als Risiko der heutigen Zeit gesehen und Erschöpfung bis zum Burnout gilt als die moderne Zivilisationskrankheit.
Aber ist dies wirklich so? Ist der erschöpfte, reizbare, negativ gestimmte Mitmensch wirklich durch sein Engagement ausgebrannt – oder vielleicht durch einen aktiv unterhaltenen Zustand der Langeweile? Boreout heißt dieser Trend bereits, frei übersetzt: Auslaugen durch Langeweile.
Gelangweilt und unterfordert sitzen manche Mitarbeiter ihre Arbeitszeit nur noch ab. Krank werden können sie dann, wenn sie aus Verlustangst (von Privilegien, vom Arbeitsplatz etc.) diesen Zustand der Langeweile aktiv fortbestehen lassen, beispielsweise, indem sie Arbeit vortäuschen und sich beschäftigt stellen.
Beide Extremformen – Burnout und Boreout – haben jedoch eines gemeinsam: es fehlt Zufriedenheit als Ausdruck innerer Ausgeglichenheit, neudeutsch: Balance. Das, was dazu nötig ist, nämlich Hoffnung, Enthusiasmus, Bindungsfähigkeit, Neugier und Dankbarkeit, sind charakterliche Stärken, die es sich lohnt zu trainieren.
Der Lohn dieses Trainings sind Änderungen in der inneren Haltung, die schon bald auch Außenwelten verändern. Mal kann dies zur aktiven Suche nach Arbeit in der Arbeit führen, mal die Klarheit schaffen, seine Grenzen zu erkennen und zu schützen.
Sind Sie schon neugierig darauf?
2009-04-01, Dr. Elisabeth Kärcher, Wirtschaftswetter
Text : ©Dr. Elisabeth Kärcher
Fotos Themenbanner: ©Cornelia Schaible, Astrid Wehling
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