von Angelika Petrich-Hornetz
Eine ältere Dame sitzt auf einer Bank am Rand eines Spielplatzes. Ihr Haar ist zu einem jener undefinierbaren Gebilde aufgesprayt, über die wir uns in unserer Kindheit schäbig lustig gemacht hatten. Nun wirft sie ein Stöckchen in Richtung Spielplatz und erteilt in einem überraschend scharfen Ton das Kommando: Los!!! Ihr Hund springt los, um die Trophäe zu ergattern. Das große Schild am Spielplatz Hunde verboten! kann der Hund nicht lesen. Seine Besitzerin offenbar auch nicht.
Nun kommt eine Mutter mit zwei Kindern zum Spielplatz. Sie ist etwa Mitte dreißig und trägt ein Kopftuch. Unschlüssig bleibt die Familie in ein paar Metern Entfernung stehen und beobachtet eine Weile lang, wie die Frau immer wieder wirft und ihre schrillen Kommandos abgibt, während der Hund unermüdlich hinterherjagd. Vielleicht kann diese Familie auch nicht lesen und erliegt deshalb der falschen Annahme, dass es sich hier um einen Hunde- und nicht um einen Kinderspielplatz handelt? Alles an dieser Szene, bis auf das Schild, würde schließlich darauf hindeuten. Nun dreht sich die die Ruhständlerin zu der Familie um, wirft ihr einen triumphierenden Blick zu - und anschließend weiter das Hundespielzeug fort. Sie weiß, sie hat gewonnen: Die Frau und die Kinder entfernen sich und überlassen den Kinderspielplatz - einem Hund bzw. dessen ungezogener Besitzerin.
Der Bundesbanker Thilo Sarrazin war in seiner beruflichen Vergangenheit sieben Jahre lang Finanzsenator in Berlin. Wir wissen nicht, um wie viele Tonnen der täglich in Berlin abzutransportierende Hundekot in seiner Amtszeit angewachsen ist. Denn wir kannten ihn bis vor kurzem höchstens als Lokalpolitiker in Berlin, der bundesweit nur ab und zu mit seinen provokanten Äußerungen durch die Medien gereicht wurde. In diesen Äußerungen hatte Herr Sarrazin zum Beispiel verschwenderisch agierende Hartz-IV-Empfänger oder die Geburtenrate der Unterschicht in polemischen Phrasen abgekanzelt.
Nun haben wir also keine besondere Kenntnis darüber, ob es überhaupt einmal ähnlich wenig wertschätzende Äußerungen des ehemaligen Berliner Finanzsenators über Hundehalter gab oder ob sogar Berechnungen über den finanziellen Aufwand der öffentlichen Hand und damit des Steuerzahlers für den Abtransport der exorbitanden Menge von 55 Tonnen Hundemist pro Tag in seiner Stadt gegeben hat. Das wäre interessant, denn leider ist ja heute nichts mehr umsonst, und wenn man, da würden uns einige Finanzexperten möglicherweise Recht geben, die einen komplett in Ruhe lässt, indem man ihnen ihren bequemen Lebensstil bezahlt, muss man bei den anderen nun einmal einsparen.
Inzwischen wissen wir jedoch dank eines früheren Interviews von Lettre International mit Herrn Sarrazin, der seine Meinung inzwischen auch international kundtut, dass die Türken Deutschland - ähnlich wie einst die Kosovaren das Kosovo -, mit einer höheren Geburtenrate "erobern".
Bedauerlicherweise hat er seinem geneigten Publikum jedoch vorenthalten, dass sich gleichzeitig immer mehr Menschen in Deutschland momentan lieber Hunde und Katzen als noch Kinder anschaffen, womit diese in etwa der einst von Herrn Sarrazin ebenfalls geäußerten Meinung entsprechen dürften, dass sich nur noch Frauen Kinder anschaffen sollten, die auch das Umfeld und die persönlichen Fähigkeiten dazu besäßen. Ein, sofern man nicht in der Abhängigkeit von Sozialleistungen landen will, für Kinder heutzutage nun einmal notwendig hohes Einkommen können gegenwärtig leider immer weniger mittelständische Frauen und Männer vorweisen - und verzichten nun schon von selbst teilweise bis ganz auf das meritorische Gut Kind.
Es ist daher wirklich zu schade, dass die am Spielplatz stehende muslimische Dame mitsamt ihren Kindern offenbar eine viel zu gute Erziehung genossen hatte sowie die Contenance wahrte, als dass sie diesem Exemplar Mitbürgerin samt ungezogenem Köter nicht frei Schnauze und frei nach Sarrazin zurief: Ich muss niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, der dessen Vorschriften ablehnt, der für die Ausbildung seiner Hunde nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Köter produziert!, und zwar frei nach dessen eigenen Worten - lediglich auf muslimische Mädchen gemünzt.
Doch, wer weiß. Vielleicht übernehmen ja eines Tages auch Hunde und Katzen nicht nur die Bürgersteige, die Wege, die Wiesen, die Parks, die Felder, die Wälder und die Kinderspielplätze, sondern auch die Schulen, die Universitäten, die Arbeitsplätze, die Unternehmen, die öffentliche Verwaltung, die Ministerien und bald ganz Deutschland - und zahlen künftig auch die Renten? Bis es soweit ist, kommen Mädchen (und Jungen) mit und ohne Kopftuch nicht nur billiger, sondern werden trotz sämtlicher in sie investierten vielen Euros die deutlich sinnvollere Zukunftsinvestition bleiben.
2009-10-18 (Update 2021-04-10) Angelika Petrich-Hornetz
Text: ©Wirtschaftswetter
Illustrationen: ©ap
Fotos Themenbanner: ©Cornelia Schaible
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