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Die Traum-Bar Timbuktu

Träumen, Link Wirtschaftswetter

Das "Timbuktu" liegt an der Kreuzung. Wie ein gläserner Käfig. Nur ins Hinterzimmer kann man nicht schauen. Die Tür ist zu, im Hinterzimmer wird geraucht. Ich habe wochenlang von dieser Bar geträumt, ich träumte, ich hätte meine Stiefel dort ausgezogen, weil ich meine Füße hochlegen, aber den Tisch nicht schmutzig machen wollte. Später bin ich gegangen und habe meine Stiefel stehen lassen. Erst als ich im U-Bahnhof ein Ticket aus dem Automaten ziehen wollte, mir dabei das Kleingeld auf den Boden fiel und ich es aufhob, sah ich, dass ich in Socken da stand. So weit der Traum.
Jetzt stehe ich vor dem Timbuktu, die Bar gibt es, tatsächlich gibt es sie, sie sieht aus, wie im Traum, blau, die Front ist aus Glas, bis zum Fußboden. Drinnen am Tresen sitzen vier Leute, zwei langhaarige, zwei kurzhaarige, und trinken und kommen mir bekannt vor.
Woher ich sie kenne, bleibt im Dunkeln. Aus dem Traum? Möglich.
Die Hinterzimmertür geht auf, zum Vorschein kommen Rauchschwaden und eine kleine Frau, Asiatin, im Arm rote Rosen, die sie den Gästen zum Kauf anbietet. Niemand braucht eine. So etwas macht man hier nicht, rote Rosen verschenken, weil man verliebt ist oder jemandem eine Freude machen will; mit roten Rosen macht man hier niemandem eine Freude, das wäre lediglich abgeguckt aus der Welt da draußen.
Ich betrete die Bar, die Tür ist auch aus Glas, hinter dem Tresen eine Treppe. Die kann nur zur Zierde da sein, das Timbuktu ist ein Bungalow, Parterre und Flachdach, mehr nicht.
Ich bestelle mir nichts zu trinken, der Barmann fragt mich auch gar nicht, wir kennen uns so gut, er weiß, dass ich mich melde, wenn ich trinken will. Ich will zuerst nachsehen, wohin die Treppe führt. Circa zwanzig Stufen. Ich steige sie hoch. Die Stufenfolge hört nicht auf, immer kommen neue Stufen dazu. Stundenlang geht das so. Immer wieder geht die Stufenfolge von vorne los.
Am nächsten Abend bin ich endlich da.
Eine Tür. Ich mache sie auf. Und stehe inmitten der Sterne.

Stichwörter: TIMBUKTU * STIEFEL * TICKET * ROSEN * TÜR
von Sabine Kaiser*

Zu allen Mini-Stories der Reihe: Privat-O-Mat


2009-10-04 Juliane Beer, Wirtschaftswetter
Text: © Privatomat - der Blog von Juliane Beer
Stichworte: siehe oben, *der Name ist der Redaktion bekannt
Illustrationen, Gestaltung: ©ap
Fotos Themenbanner: ©Cornelia Schaible
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