von Angelika Petrich-Hornetz
Der Tag danach. Eine Welle der Anteilnahme und Solidarität erfasste ganz Europa. Während Politiker und Geheimdienste darüber rätseln, wer von den üblich Verdächtigen für die Anschläge verantwortlich sein mag, interessiert es die europäische Bevölkerung nicht, ob diese oder jene Terrororganisationen oder Einzeltäter aus welchen Lagern dahinter stecken.
Die Ächtung von 12 Millionen Demonstranten auf Spaniens Straßen am Abend des 12. März und die Verachtung einer ganzen Staatengemeinschaft ist den Attentätern dagegen sicher. Es ist den Bürgern gleichgültig, wer die Täter sind und aus welchen Motiven heraus sie gehandelt haben wollen. Die Abscheu vor dem Abschaum ist einstimmig.
Das einzige, was die Attentäter erreicht haben, ist in den Augen der Menschen als ein Haufen durchgeknallter Feiglinge in Erinnerung zu bleiben. Vor sinnentleerter Gewalt und spektakulärer Bomberei gegen die Bevölkerung muss niemand Respekt haben, geht in Europa folglich auch niemand in die Knie, lautet die Botschaft. Mag es sogar sein, dass sich irgendwelche Gruppen gefunden haben. Ernst genommen wird derjenige, auf dessen Konto das geht, nie wieder. Aber sie werden alle in einen Topf geworfen, seitdem immer mehr Unschuldige in die Luft fliegen. Der Krieg heiligt hier nicht die Mittel. Die Mittel sagen vielmehr etwas über die Inhaltsleere dieses Krieges aus.
Dass Europa sich zusammenrauft, wenn man ihm so kommt, das hätten die sprengenden Buben wissen müssen. Wer den 30jährigen Krieg, Weltkriege, Revolutionen und Hitler überwinden konnte, wer sich demokratische Gesellschaften über mehrere Jahrhunderte und unter den größten Anstrengungen und Mühen, die man sich nur vorstellen kann, erkämpfen musste, der lässt sich nicht mehr von ein paar hochgerüsteten Möchtegern-Warlords auseinander bomben. Ein Krieg gegen das europäische Volk, welches bereits ein paar Jahre Geschichte auf dem Buckel hat, inklusive sämtlicher Gemetzel gegeneinander, wird ein schwieriger Gegner für Sprengsatzbastler.
Fazit: Europa lässt sich nicht einschüchtern, die Schlupfwinkel für Attentäter könnten knapp werden, die sowohl die Europäer als auch die Größe und die Intensität des Widerstands unterschätzt haben, zu denen Demokraten durchaus in der Lage sind, wenn man sie herausfordert.
2004-03-13 Angelika Petrich-Hornetz, Wirtschaftswetter
Text: ©Angelika Petrich-Hornetz
Infos zu Datenschutz + Cookies
zurück zu: Nachrichten
wirtschaftswetter.de
© 2003-2024 Wirtschaftswetter Online-Zeitschrift