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Wie privat ist das öffentlich-rechtliche Fernsehen? Teil I

ARD und ZDF wirtschaften in ihrer ganz eigenen Welt

von Angelika Petrich-Hornetz

Nun hat der Optimierungswahn im öffentlich-rechtlichen Rundfunk also auch den Tagesschau-Jingle getroffen. Im Dezember, verriet die ARD, werde das Flaggschiff der öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen eine neue Titelmelodie erhalten. Die Aufregung war zunächst groß, sollte die neue Eingangsmusik doch ausgerechnet aus der Firma jenes Hans Zimmer kommen, der als Filmkomponist in den USA arbeitet, Millionen scheffelt und mit vielen Preisen u.a. einem Oscar ausgezeichnet wurde. Allein der Firmennamen des Meisters seines Genres wirkte auf den gewöhnlichen Presse-Konsumenten, als hätte man ihm angekündigt, George Lucas ("Star Wars") würde neuerdings Regie bei "Frontal 21" führen. Jetzt wurde beschwichtigt: Der Jingle solle - wie schon so oft in der Vergangenheit - nur "überarbeitet", aber keineswegs komplett gestrichen werden.

Altbewährtes auszutauschen und die Produktion immer öfter privatwirtschaftlichen Firmen zu überlassen, ist dabei schon seit Jahrzehnten gängige Praxis in unseren gebührenfinanzierten, öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die, ARD und ZDF zusammengenommen, in ihrer Finanzplanung mit einem Gebührenanteil von rund 7, 4 Milliarden Euro (Stand 2011) pro Jahr rechnen können. Ein komfortables Polster, könnte man meinen, zumal die gesamten Einnahmen bei etwa 8,5 Milliarden Euro liegen. Die Gebühren machen also nach wie vor einen Großteil der Finanzierung von ARD und ZDF aus.

Warum also dieser beschleunigte Optimierungswahn der guten alten Sendeanstalten? Auf der einen Seite ist die Struktur veraltet und hat im Laufe der Jahrzehnte einen immer größeren Wasserkopf hervorgebracht. Doch auch die vielen neu entstandenen Firmen in den Öffentlich-Rechtlichen änderten auch daran bisher wenig: So viele Chefposten und -pöstchen, Leiter, Verantwortliche, Unterverantwortliche und Geschäftsführer im öffentlich-rechtlichen Medienbetrieb wie heute gab es noch nie. Die Aufsichtsgremien konnten nicht verhindern, dass sich ARD und ZDF zu immer verschachtelteren Medienkonzernen entwickelten, die vorwiegend an sich selbst herum strukturieren und damit, ähnlich wie in ihren eigenen TV-Schmonzetten, in ihrer ganz eigenen Welt leben, die sie selbst erschaffen haben: eine Fiktion.

Dabei entstanden schon kurz nachdem die Öffentlich-Rechtlichen gegründet worden sind, und zunehmend, seit deren Finanzierungsbedarf fortlaufend steigt, begründete bis hitzige Diskussionen um die Finanzierung, um die Programmgestaltung und das ganze Konstrukt einer Senderlandschaft, die einst in der Nachkriegszeit in Anlehnung an die Struktur der britischen BBC entstanden war und deren Gerüst sich bis heute erstaunlich lange gehalten hat. Die Frage ist jedoch. ob dieses Gerüst den neuesten Entwicklungen noch lange standhalten kann, weil es ausgerechnet von seinen eigenen Betreibern unterhöhlt wird.

Es hat sich innerhalb der öffentlich-rechlichen Medienriesen aber durchaus etwas verändert, nur nicht immer zum Positiven hin - und, wenn doch, dann lediglich im Schneckentempo, auch wenn es immerhin am fehlenden Geld nicht gelegen haben kann. So ist der einstmals aufgesetzte Wasserkopf, inklusive einem Dutzend Intendanten - erstmals im Jahr 2011, und damit erstaunlich sehr viel zu spät für einen öffentlich-rechtlichen Sendeauftrag, von einer Frau, nämlich Monika Piel durchdrungen worden, die es als WDR-Intendantin in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bisher als einzige Frau in den Vorsitz der ARD brachte. Das ist in der Tat keine geringe Leistung - in solch einem Bollwerk.

Die große Mehrheit aller Haupt- und Unter-Verantwortlichen des öffentlich-rechtlichen Gebührenfernsehens sind jedoch bis heute männlich. Man kann damit getrost behaupten, bei ARD und ZDF ist die Geschlechtergerechtigkeit gerade im Hinblick auf den Sendeauftrag nicht besonders weit entwickelt, und das gilt nicht nur formal, sondern auch inhaltlich bis zur Gegenwart: Dass Frauen auch nach dem Millenniumswechsel auf dem öffentlich-rechtlichen Bildschirm immer noch sehr gern zur Zierde klug schwätzender Herrenrunden gereichen, unterstreicht in schönster Regelmäßigkeit die alljährliche Preisverleihung "Saure Gurke", die Negativ-Auszeichnung der Medienfrauen von ARD, ZDF und ORF. 2010 wurde die "Saure Gurke" in Köln für "Die große ARD-Geburtstagsshow" verliehen, die mit einer Länge von fast fünf Stunden von den Damen treffend als ein zu "lang geratener Altherrenwitz" bezeichnet wurde.
Im vergangenen Jahr ging der Preis an den von der Ziegler Film GmbH & Co.KG für das ZDF produzierten Film "Lügen haben kurze Beine" mit Christine Neugebauer in der Hauptrolle, unter der Regie von Thomas Nennstiel, der u.a. auch für "Das Vermächtnis der Wanderhure" (TV60Fimproduktions GmbH für SAT1), "Die Erfinderbraut" (teamworx Television & Film GmbH für die ARD) und "Frauen wollen mehr" (Janus Film GmbH für Sat1) und "Herzdamen 2" (Arbor TV-Filmproduktions GmbH für ARD) Regie geführt hat.

Solche Film-Rollen, wie die von Frau Neugebauer in "Lügen haben kurze Beine" so die Medienfrauen, in ihrer Laudatio 2011, passen gut ins Altherrenschema der Öffentlich-Rechtlichen. Deshalb wurde im Jahr 2008 auch bereits ARD-Programmdirektor Günter Struve mit einer "Sauren Gurke" preisgekrönt - für sein eifriges Bemühen, "frauenaffine Formate" ( = "schöne Menschen in traumhaften Landschaften") in die öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme zu bringen, und damit TV-Filme, die sich regelmäßig als erfolgreiche Reanimation bedrohter Rollenklischees sowie als inhaltslose Schmonzetten erwiesen.

Offensichtlich wird diese eigene, erschaffene Welt von ARD und ZDF tatsächlich immer fiktionaler. Daran wird sich sobald auch nichts ändern: Irgendeine maßgebliche Publikumsbeteiligung, aus der man eventuelle Wünsche der Zuschauer für die Programmgestaltung ablesen könnte, findet trotz der Bürger-Finanzierung nicht statt, sondern beschränkt sich auf Quotenzählungen sowie hier und da in uralten Formaten mit dem Charme von: "Bitte klatschen Sie jetzt!".
Dass aktive Zuschauer- und damit Bürgerbeteiligung gerade für die Öffentlich-Rechtlichen etwas anderes als eine schlichte, wenig gelungene und damit auch langweilige Nachahmung von Privatsender-Angeboten sein könnte, wurde bisher verkannt und dürfte auch bis auf Weiteres unerkannt bleiben.

Einer der Kritik-Dauerbrenner an den Öffentlich-Rechtlichen sind immer wieder die Dokumentationen, sozusagen das O, gleich nach dem A der Nachrichtensendungen in der öffentlichen-rechtlichen TV-Information. Deren Sendezeiten werden nicht nur von immer mehr TV-Zuschauern , sondern inzwischen auch von hochrangigen Politikern als Skandal bzw. Frontalangriff auf die Fernsehgewohnheiten der erwerbstätigen Bevölkerung bezeichnet - oder etwas freundlicher ausgedrückt, als inkompatibel mit der Mehrheit der Zuschauer bewertet: Alle Bürger, die gewöhnlich früh aufstehen müssen, verpassen die Erstausstrahlungen von interessanten Dokumentationen regelmäßig und müssen sich mit Wiederholungen begnügen. Und die laufen dann obendrein auch noch wahlweise am Vormittag, frühen Nachmittag oder schon wieder mitten in der Nacht - wenn nicht von vornherein ausschließlich in den Spartensenderndern der Öffentlich-Rechlichen - und bleiben damit wieder einmal weitestgehend ungesehen.

Auf diese Art und Weise werden immer wieder brisante und aktuelle Themen-Dokus, deren Bildungsauftrag mehr als offensichtlich ist, zu einschläfernden Sendezeiten und nur in den Spartensendern von ARD und ZDF ausgestrahlt. Sie können daher höchstens noch von einigen Rentnern und Pensionären mit allerdings sehr guter Kondition verfolgt werden. Denis Schecks Buchsendung "Druckfrisch" aber, um 23:25 Uhr (!), Sonntagnacht in der ARD ist nicht inhaltlich, ganz im Gegenteil, aber, was die Sendezeit betrifft, nur noch etwas für Untote.
Dass solche Ausstrahlungszeiten zudem in selbst erfüllender Prophezeiung keine guten Quoten bringen können, ist den Programm-Verantwortlichen offenbar noch nicht aufgefallen, da die Presseabteilungen von ARD und ZDF zwar auch hin- und wieder Dokumentationen bewerben, aber doch auffällig sehr viel mehr um die Bewerbung ihrer immer inhaltsloser werdenden Larifari-Fiktion-Sendungskultur bemüht sind.

Eine einfache Ankündigung in den zweifelsohne zahllos vorhandenen Programmzeitschriften reicht den Sendern längst nicht mehr. Die PR-Maschine der öffentlich-rechtlichen Sender ist ebenso gewachsen und startet bei jeder Schmonzetten-Produktion mit der Ankündigung der Verfilmung, lädt dann mehrmals zum Drehstart und erster Film-Vorführung ein. Dann folgen die Ankündigungen für die erste Ausstrahlung im TV mit anschließender Jubelmeldung über die (natürlich immer) gute Quote, und man vergisst auch kaum auf diverse Wiederholungen in den eigenen Sendern hinzuweisen - damit die Presse etwas zu schreiben hat. Soviel Einsatz wünschte man sich auch nur ansatzweise für wichtige, hochinteressante Dokumentationen.

Die PR-Maschine der Öffentlich-Rechtlichen wirkt damit mittlerweile, ein paar wenige, informative Meldungen und Ankündigungen ausgenommen, mindestens genauso "aussagekräftig", nämlich selbstherrlich und unkritisch und vermeintlich "marktkonform", wie die Jubelpressemeldungen freier Privat-Sender. Nur können sich Letztere nicht auf einem bequemen Finanzpolster wie ARD und ZDF ausruhen, wenn das mit dem Eigenlob dann doch nicht so wie gewünscht funktioniert.
So geschehen u.a. bei der gescheiterten Gottschalk-Show "Gottschalk live" im ARD-Vorabendprogramm: Auch die täglichen Presseaussendungen mit durchaus interessanten Gästen konnten das Scheitern nicht verhindern, doch punktgenau bis zu letzten Sendung lief die öffentlich-rechtliche Eigen-Werbemaschine gnadenlos heiß. Wie viel Geld auf diese Weise in den Sand gesetzt wird, erfahren die TV-Zuschauer jedoch nie.

Auf unsere Anfragen an die Sender nach dem allgemeinen Budget für PR-Meldungen hüllte man sich bislang in Schweigen. Die Bezahl-Aussender-Agenturen wollten keine Auskünfte über ihre Verträge mit Kunden geben - und verwiesen auf ihre Preislisten. Vielleicht gibt es Mengenrabatt: Eine Stichprobe ergab: Durchschnittlich rund 20 bis 25 kostenpflichtige Pressemitteilungen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten sind täglich über einen einzigen kostenpflichtigen Dienst an einem einzigen Tag im September 2012 versendet worden - und es werden natürlich mehrere Dienste genutzt, kostenlose und kostenpflichtige. Für große Mengen bieten bezahlte Dienstleister der Branche in der Regel ein "individuelles Angebot" an, aber umsonst ist auch das nicht.

Die Eigen-Lobhudelei wird auch durch solche "Innovationen" wie ein gemeinsame Magazin von ARD und Burda nicht besser. Der Burda-Verlag bringt die monatliche Zeitschrift "ARD Buffet" - als Begleitheft zur Sendung gleichen Namens (Motto der Sendung: "Leben & genießen", seit 1998 auf Sendung) - heraus, verkaufte Auflage: 169.305, 2.Quartal 2012, Einzel-Preis 2,20 Euro. Die dazugehörige-Nachmittagssendung, Sendezeit, montags bis freitags von 12:15 bis 13:00 Uhr im Ersten, kommt ursprünglich aus dem SWR und hat laut Burda-Verlagsinformationen täglich eine Millionen Zuschauer.
Die Themen des gedruckten "ARD Buffet, Untertitel: "Das monatliche Magazin zur erfolgreichen TV-Sendung", sind eine Mischung aus herkömmlichen Frauenzeitschriften und dem auflagenstarken Magazin Landlust, mit den üblichen Rubriken: "Kulinarisches", "Dekoratives", "Aktuelles/Reportagen/Porträts", "Ratgeber". Unter "Aktuelles/Reportagen/Porträts" fanden wir im September 2009 ein Interview mit einem Tierarzt, der auch schon in der Sendung zu Gast war und einen Überblick über die "deutsche Kaisergeschichte". Die "Schwestersendung" heißt übrigens "Kaffee oder Tee" und wurde ebenfalls vom SWR verzapft, "aktuelles Thema" dort: "Wie bekomme ich meine Fenster richtig blank?" und "Was kann ich meinen Lieben am Wochenende kochen oder backen?"

Brauchen die Deutschen wirklich ausgerechnet via öffentlich-reichlichem Rundfunk noch mehr Rat und Aufklärung fürs Fenster wischen, Kochen, Einmachen und Kuchen backen? Diese harmlos daherkommende Sender/Zeitschrift-Paarung mit all ihren "Schwester-Shows" in den dritten Programmen und anderswo passen allerdings nahezu perfekt in die heute bei den Öffentlich-Rechtlichen übliche Fortführung sinnentleerten Sender-Gedudels über den Nachmittag, der schließlich am Ende der Fernsehwoche, der ARD Degeto GmbH sei Dank, in einem Freitagabend mit gnadenlos flachen Filmstreifen endet. Das Leben ist schön, die Frau kocht für ihre Lieben - und genauso soll es bitteschön auch bleiben. Dabei dachte man einst, solche einseitigen Sichtweisen wären allein den in der freien Medienwirtschaft tätigen Privat-Sendern vorbehalten.

Angesichts von Eurokrise und stotternder Konjunktur wäre zum Beispiel eine Ratgeber-Sendung à la "Finanzwissen - Geld ausgeben oder sparen?" an Stelle von "Kaffee oder Tee?" viel angebrachter. Und wo bleibt das längst überfällige öffentlich-rechtliche Bildungsfernsehen für die nächste Generation? Wo sind eigentlich die vielen informativen Fremdsprachensendungen in den dritten Programmen geblieben, mit denen man wenigstens die Aussprache üben konnte? Warum geben Eltern in Deutschland über eine Milliarde Euro für Nachhilfeunterricht aus, wenn sie bildschirmgestützten Fremdsprachenunterricht für ihre Gebühren auch im Fernsehen haben könnten? "Elektronische Oma" wird das Fernsehgerät in Elternkreisen noch heute genannt, wenn der Nachwuchs vor irgendwelchen Trickfilmen auf Kika u.a. versauert. Wenn es wenigstens eine "elektronische Lehrerin" wäre, hätte die Aussprache deutscher Schüler eine Chance - und die Öffentlich-Rechtlichen durchaus eine Chance auf eine Verjüngung ihrer Zielgruppen, die sich diese doch so sehr wünschen.

Die Dokumentarfilmer sind mittlerweile selbst zunehmend ungehalten über die Entwicklungen in den öffentlich-rechtlichen Sendern, weil ihnen nach eigenen Aussagen vertraglich die Hände gebunden werden, ihre Werke außerhalb von ARD und ZDF zeigen zu können. Im Mai 2012 hatten sie sich öffentlich Luft darüber gemacht, über die Presse, dass die Folgen der Vertragsbedingungen, die ihnen von den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten diktiert würden, deutlich negativer ausfielen als alle jemals illegal kopierten Filme zusammen. Die "Knebelverträge" nähmen den Dokumentarfilmern nach eigenen Aussagen u.a. die eigenen Rechte an Wiederholungen und Internetverwertungen weg. Der Zuschauer und Bürgerfinanzierer guckt damit auch weiterhin in die Röhre - oder muss als Doku-Liebhaber eben zum Nachtaktiven mutieren.

Im August 2012 hatte die Interessenvertretung der Dokumentarfilmer, die AG Dokumentarfilm e.V. (AG DOK) schließlich geklagt: Das Landgericht Leipzig entschied in seinem Urteil gegen die Verwendung einer Klausel der Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten GmbH (VFF), die so genannte "VFF-Klausel", die in Auftragsproduktionsverträgen von den öffentlich-rechtlichen Auftraggebern angewendet wird. Die VFF-Klausel ermögliche, so das Gericht, öffentlich-rechtlichen Sendern Verwertungserlöse, die ihnen nicht zugestanden hätten - und verpflichte Auftrags- Film- und Fernsehproduzenten dazu, ihre Filme der VFF, mit Sitz in München zu melden. Ein großer Teil der Verwertungserlöse wandere, nach Angaben der AG Dok, über diese VFF in die Kassen von ARD und ZDF - laut AG Dok im Jahr 2011 ein Betrag von 7,5 Millionen Euro.
In seinem Urteil kritisierte das Gericht, mit dieser Klausel würde den Filmproduzenten sowohl die Entscheidung über die freie Auswahl einer Verwertungsgesellschaft für ihre Filme als auch gesetzlich vorgeschriebene Vergütungsansprüche genommen. Das Verfahren wird sich allerdings hinziehen, der in dem Fall beklagte MDR legte Berufung vor dem OLG Dresden. ein.

ARD und ZDF äußerten dementsprechend Unverständnis gegenüber der AG-Dok-Kritik - und verwiesen auf die viel bessere Kommunikation und Zusammenarbeit mit der konkurrierenden Filmemacher-Organisation Allianz Deutsche Produzenten - Film & Fernsehen e.V..
Das erstaunt nicht, weil in dieser auch zahlreiche privatwirtschaftliche Tochterunternehmen von ARD und ZDF organisiert sind, so zum Beispiel die Hamburg Studio GmbH, deren Geschäftsführer Prof. Carl Bergengruen auch im Vereins-Vorstand der Produzenten-Organisation tätig ist. Die Studio Hamburg GmbH ist seit 1971 ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der NDR-Media-GmbH, die ihrerseits eine hundertprozentige Tochter des NDR ist, der bekanntermaßen öffentlich-rechliche Rundfunkanstalt und Mitglied der ARD ist.
Das wirft die folgende Frage auf: Verhandelt die ARD inzwischen am liebsten mit sich selbst, wenn sie mit Autoren und Produzenten verhandelt?

Dieselbe Frage kann man dem ZDF stellen: An der Bavaria Filmproduktions GmbH ist die ZDF-Enterprises GmbH mit 50 Prozent beteiligt - die ZDF Enterprises GmbH ist selbst eine hundertprozentige Tochter des ZDF. Diverse weitere Beteiligungen der ZDF Enterprises sind Mitglieder der Produzenten-Allianz e.V., so die doc.station Medienproduktions GmbH - 100 Prozent Beteiligung der ZDF Enterprises, die Gruppe 5 Filmproduktion GmbH (49 Prozent Beteiligung), die Network Movie Film- und Fernsehproduktion GmbH & Co. KG (100 Prozent Beteiligung), die Studio Hamburg DocLights GmbH (49 Prozent Beteiligung), die Studio TV-Film GmbH (45 Prozent Beteiligung) sowie die ZDF Digital Medienproduktion GmbH (90 Prozent Beteiligung) und die ZDF Medienprojekte-Entwicklungsgesellschaft mbH & Co KG (100 Prozent Beteiligung).

Diese fruchtvolle Zusammenarbeit hinterlässt den faden Beigeschmack, ARD und ZDF würden möglicherweise selbst immer mehr in privatwirtschaftlicher Art agieren - in Form von zahllosen Beteiligungen und Ausgründungen privatwirtschaftlicher Tochtergesellschaften. Mitte der 1990er Jahre soll es bereits hundert bis zweihundert solcher ausgelagerten Unternehmen gegeben haben, und es wurden bis heute tatsächlich immer mehr Töchter und Enkelinnen, die als privatwirtschaftlich organisierte Lieferfirmen zu einem großen Teil für die Öffentlich-Rechtlichen - zu einem anderen Teil für private Kundenunternehmen - im Auftrag tätig sind, aber damit ganz anderen, nämlich privatwirtschaftlichen Gesetzen unterstellt sind, als dem hehren, öffentlich-rechtlichenen Sendeauftrag. Also immer noch, Zitat, "weitgehend werbefrei sowie unabhängig von Staat und Wirtschaft", Zitatende, wie ARD und ZDF u.a. auf "ardzdf.de" so gern betonen?

Weiterlesen: Wie privat ist das öffentlich-rechtliche Fernsehen?, Teil 2


2012-09-23 Angelika Petrich-Hornetz, Wirtschaftswetter
Text: ©Angelika Petrich-Hornetz
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