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Liebe Leserinnen und Leser, willkommen in den Nachrichten im Oktober 2006. Die Nachrichten aus dem Vormonaten und Vorjahren finden Sie ganz unten im Archiv. News - Nachrichten - Oktober 2006 |
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2006-10-30 ... Trauer um Kim Palmer. Wir trauern um die exzellente Komponistin, Musikerin und Sängerin Kim Palmer, die viel zu jung gestorben ist. Sie erlag ihrer langen und schweren Umwelterkrankung. Moon McNeill portraitierte die sympathische Musikerin, die trotz ihrer schweren Erkrankung nie ihren Mut und ihren Humor verlor, vor zwei Jahren. Wir haben den Artikel noch einige Zeit stehen lassen, aber aus Rücksicht auf Kim und ihre Hinterbliebenen inzwischen herausgenommen. Das Netzwerk für Künstler mit Umwelterkrankungen, Creative Canaries, verlor darüber hinaus eine großartige Kämpferin für die Rechte von Menschen, die unter Chemikalien- und Elektrosensibilität leiden. ... +++ Kurzmeldungen +++ +++ Umrüstung von Zigarettenautomaten +++ . Bis 1. Januar 2007 müssen sie jugendsicher sein, die Zigarettenautomaten in Deutschland. 440.000 sollen nach Angaben des Bundesverbandes deutscher Tabakwarengroßhändler und Autmatenaufsteller (BDTA) bereits umgerüstet worden sein. Die Branche geht davon aus, dass das Ziel bis zum neuen Jahr für alle Automaten erreicht wird. Die Reemtsma GmbH kündigte derweil an, zusätzlich nur noch jene Vertriebspartner zu beliefern, die fristgerecht bis zum 1. Januar umgerüstet haben. Dann sollen unter 16-Jährige keine Zigaretten mehr an Automaten kaufen können. Über die EC-Karte und einem Karten-Lesegerät erfolgt die Alterkontrolle. +++ Eine Französin ist Miss Europe +++ . Die neue Miss Europe heißt Alexandra Rosenfeld. Die aschblonde Schönheit stammt aus dem Langeudoc und löste die deutsche Siegern 2005, Shermine Sharivar, ab. Den zweiten Platz erreichte Miss Ukraine, den dritten Miss Spanien und den vierten Miss Polen. 34 Teilnehmerinnen kämpften um den Titel und um 100.000 Euro Preisgeld. +++ Viel Arbeit für Romano Prodi +++ . Nach der Verabschiedung des Budgetgesetzes und dem Auffliegen eines Spitzelrings nimmt der italienische Regierungchef Romano Prodi das nächste große Problem in Angriff. In der vergangenen Woche flog ein Spionage-Ring auf, der Steuerdateien von betuchten italienischen Bürgern, darunter Regierungschef Prodi, aushorchen wollte. Das Wirtschaftsministerium erstattete Anzeige, die Mailänder Staatsanwaltschaft ermittelt. Das nächste Problem liegt derweil auf dem Tisch des Ministerpräsidenten: die Pensionsreform. Diese soll ab 2008 u.a. das Pensionseintrittsalter von 57 auf 60 Jahre erhöhen und diverse Unvereinbarkeiten zwischen Pensionen und Einkommen abschaffen. Die Koalitionspartner und Gewerkschaften kündigten bereits ihren Widerstand gegen die Reform an, die noch von Prodis Vorgänger Silvio Berlusconi auf dem Weg gebracht wurde. Die Anhebung des Penisons-Eintrittsalters soll nun schrittweise erfolgen. +++ Gesetze des Dschungels gepredigt, australischer Imam im Krankenhaus +++. Australien. Der Imam von Sydney, Sheik al-Hilali, der kürzlich unverhüllte Frauen und Vergewaltigungsopfer mit totem Fleisch verglich, an dem sich Katzen unschuldig vergreifen würden, ist nach einem Schwächeanfall in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Dort soll er zunächst für drei Tage zur Beobachtung bleiben, wie the Australian berichtete. Der Schwächeanfall soll sich während einer Krisensitzung ereignet haben, die muslimische Geistliche einberufen hatten, und in der es um die Zukunft al-Hilalis gehen sollte. Der Mufti hatte noch während des Ramadans in einer Predigt u.a. gesagt, Zitat: Wenn man Fleisch unabgedeckt nach draußen auf die Straße stellt, in den Garten, in den Park oder auf den Hinterhof - und die Katzen kommen und fressen es: Wessen Schuld ist das dann - die der Katze oder die des unabgedeckten Fleisches?. Die Predigt sorgte für eine Welle der Empörung auf dem fünften Kontinent. Der Prediger entschuldigte sich anschließend zurückhaltend. Er habe keine Frauen beleidigen wollen und räumte ein, dass seine Vergleiche von unverhüllten Frauen mit unabgedecktem Fleisch für die australische Gesellschaft und allgemein die westliche Gesellschaft nicht aktzeptabel seien. Doch Gegenwind kam auch von Musliminnen. Eine ältere muslimische Lehrerin äußerte sich am Freitag gegenüber The Australian bei einem Fest zum Ende des Ramadan im Paul Keating Park, Zitat: We need strong leadership to join our community together and solve issues, not to create issues, and certainly not to give an excuse for violent acts against women. It is just wrong.. Zuvor hatte die Gleichstellungsbeauftragte der australischen Regierung Pru Goward al-Hilali vorgeworfen, zur Gewalt gegen Frauen aufzurufen und forderte seine unverzügliche Ausweisung.
+++ Der nächste Gammelfleischskandal +++ . Am Mittwoch beschlagnahmte die Polizei in Hamburg-Stellingen 5,5 Tonnen Fleisch. Die Behörden gingen dem Hinweis eines Lebensmittelkontrolleurs nach, der grünliches Roastbeef in einem Lokal entdeckt hatte, das von dem Schlacht- und Zerlegebetrieb beliefert worden war. Gegen den Betreiber wurde ein Strafverfahren eingeleitet. +++ Argentinien reicht Klage gegen Hisbollah und den Iran ein +++ . Nach dem Anschlag auf ein jüdisches Kulturzentrum in Buenos Aires vor zwölf Jahren hat die argentinische Staatsanwaltschaft Klage gegen den Iran und die Hisbollah-Miliz eingereicht. Für den früheren iranischen Präsidenten Rafsandschani sowie weitere sechs Regierungsvertreter und einen ranghohen Ex-Funktionär der Hisbollah wurden außerdem Haftbefehle beantragt. Die argentinische Staatsanwaltschaft beschuldigt die iranische Regierung die Hisbollah mit dem Angriff auf den argentinischen jüdischen Verband (AMIA) im Jahr 1994 beauftragt zu haben, bei dem es 85 Tote und über 300 Verletzte gab. +++ Positives Konsumklima setzt sich fort +++ . Wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) mitteilte, setzt sich der Aufwärtstrend des Konsumklimas auch im vierten Quartal 2006 fort. Im Oktober erreichte die Anschaffungsneigung einen neuen Höchststand und trägt das derzeit positive Konsumklima fast im Alleingang. Zwar besserten sich auch die Erwartungen an die eigene Einkommensentwicklung, doch die Konjunkturaussichten blieben pessimistischer. Nach wie vor sei es vor allem die rationelle Entscheidung der Verbraucher, größere Anschaffungen noch vor der Mehrwertsteuererhöhung zu tätigen, die für diese positive Entwicklung verantwortlich sei, so die Konsumforscher. +++ Bundestag beschließt Gesetzentwurf zur Gesundheitsreform +++ . Am Mittwoch beschloss das Kabinett den Entwurf der Gesundheitsreform, deren Inkrafttreten zum 1. Januar 2007 geplant ist. Im nächsten Schritt wird der Entwurf im Bundestag und Bundesrat beraten. Ab 2009 soll der sogenannte Gesundheitsfonds die Verteilung der Gelder an die Krankenkassen übernehmen. +++
...Stellenab und -aufbau in Nordrhein-Westfalen. Nach der Bekanntgabe von Entlassungen bei BenQ wartete das Wochenende mit weiteren Ankündigungen zum Stellenabbau im bevölkerungsreichsten Bundesland von Deutschland auf. So soll die Bayer Industry-Services Medienberichten zufolge planen 3000 Stellen auszulagern oder abzubauen. Einen weiteren Stellenabbau, über den seit Tagen in den Medien spekuliert wird, wollte die Telekom indes noch nicht bestätigen. Bei der Voith AG sollen nach einem Bericht der Stuttgarter Zeitung 280 Stellen wackeln, davon 50 in Düren, NRW. In den Sog der BenQ-Insolvenz gerieten auch Infinion Technologies und der Handyausrüster Balda, der am Dienstag den Verkauf von drei Werken mit 1000 Mitarbeitern ankündigte, betroffen sind die Werke in Seelbach, Herford und Oberlungwitz. Im Bundesländerranking des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) stand NRW Anfang Oktober im oberen Mittelfeld, bei Arbeits- und Ausbildungsplätzen jedoch kamen die Verlierer aus dem Westen, so das Institut, das dem Land NRW hohe Investitionen, aber eine stagnierende Wirtshaftsleistung diagnostizierte. Die Arbeitslosenquote stieg zwischen 2003 und 2005 von 10 auf 12 Prozent. Doch es gibt einen Lichtblick am Horizont, denn erstmals seit fünf Jahren ist die Zahl der Erwerbstätigen in NRW angestiegen. Wie Walter Bau in der Westfälischen Rundschau berichtet, waren im Juli 2006 knapp 16.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr gezählt worden als im Juli 2005. Andererseits habe es in NRW auch 360.000 Arbeitsverhältnisse weniger gegeben als noch vor im Juli 2001. Laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit gab es im Juli 2005 5,552 Millionen Beschäftigte, im Juli 2001 waren es noch 5,914 Millionen in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis. Die Zahl der Arbeitslosen lag im September knapp unter einer Million, zuletzt war dies im Februar 2005 der Fall. ... 24 Jahre Haft für Ex-Enron-Chef. Gegen den früheren Vorstandsvorsitzenden des 2001 insolvent gewordenen US-Konzerns Enron, Jeffrey Skilling wurde am Montag in Houston/Texas das Strafmaß wegen Verschwörung, Betrug und Insider-Handel von 24 Jahren und 4 Monaten verkündet. Bereits im Mai war er in 19 Fällen für schuldig befunden worden. Das Gericht orientierte sich an der unteren Grenze des möglichen Strafmaßes nach dem Jury-Spruch zwischen 24 und 30 Jahren, theoretisch hätten sich die Delikte auf 185 Jahre summieren können, berichteten US-Medien. Darüber hinaus muss er 45 Millionen US-Dollar Schadensersatz zahlen. Das Gericht befand, Skilling habe tausende Anleger und ehemalige Angestellte in die Armut getrieben. 2001 war der Zusammenbruch des US-Energiekonzerns eine der größten Pleiten der US-Wirtschaftsgeschichte, der zuvor zu den zehn größten Unternehmen der Vereinigten Staaten gehörte. Mit der Pleite verloren rund 5000 Angestellte ihre Jobs und ihre Altervosorge, eine Milliarde US-Dollar in Pensionsfonds, Investoren verloren weitere Milliarden. Skillings beteuerte wie im Mai weiterhin sein Unschuld und will sich um eine Revision bemühen. Nach seiner Auffassung sei die Enron-Pleite eine Folge von Kredit- und Liquiditätsproblemen gewesen. Der im Mai ebenfalls verurteilte Co-Chef Kenneth Lay war im Juli verstorben, der ehemalige Enron-Finanzchef Andrew Fastow trat als Kronzeuge auf und war im September daraufhin nur zu sechs Jahren Haft verurteilt worden.
...Monsieur le Président ließ seinen Wein gewinnbringend verkaufen. Während im deutschen Baden-Württemberg um den Verkauf mittelalterlicher Handschriften gekämpft wird, machte Jacques Chirac ein weniger veräußerungsumstrittenes Kulturgut, nämlich seinen Wein, zu Geld, und zwar gewinnbringend. Der über zwanzig Jahre zur Bewirtung ausländischer Gäste gut angelegte Weinvorrat des fransösischen Präsidenten brachte bei der Versteigerung im Pariser Rathaus am Freitag fast eine Million, nämlich 961.030 Euro ein - deutlich mehr als die erwarteten 700.000 Euro. Und beim Wein ist es nun einmal so, dass sein Wert durch Lagerung steigt. Diese festgestellte Wertsteigerung bei der Inspektion des Weinkellers nutzte der jetztige Bürgermeister von Paris, Bertrand Delanoe - Chirac begann mit dem Sammeln, als er selbst noch Bürgermeister von Paris war - und freut sich über den Gewinn. Chirac, in der Vergangenheit wegen seiner Einkäufe häufig kritisiert, beherbergte in seinem Fundus einige der besten Weine der Welt, so auch von dem Weingut Chateau Pétrus, für dessen 1990er-Jahrgang wohl mehr als 2.700 US-Dollar angelegt worden sein dürften.
~~ Kommentar ~~ Für die Betroffenen, vor allem die Kleinst-Betriebe und Freiberufler mit bislang fernsehfreien Minibüros ist die Ankündigung einer neuen Regel kein Trost. Sie tippen ihre Rechnungen, kommunizieren mit Kunden und - erstellen redlich ihren Einkommenssteuerbescheid per Internet - wie das Finanzamt es von ihnen verlangt. Sie trifft es am härtesten, es sind eher größere Betriebe, die irgendwo auch einen angemeldeten Fernseher und ein Radio herumstehen (wohlgemerkt) haben. Die größeren Unternehmen indes fangen bereits an, ihre Filialen zu zählen, ihre Telearbeiter usw.. Der Gedanke an nette TV-Nachmittage im Büro erscheint im betrieblichen Alltag geradezu abstrus. Und ausgerechnet Kleinbetriebe und -praxen subventionieren künftig mit den von ihnen erhobenen neuen Gebühren vorwiegend den privaten Fernsehkonsum anderer. Und sie bezahlen doppelt: für den privaten Fernseher und den beruflich genutzten PC. Wer das gerecht findet, dem muss man unterstellen nicht sehr viel Ahnung von der Nutzung des Internets unterschiedlicher Berufsgruppen und ebenso wenig vom betrieblichen Alltag ganzer Branchen zu haben - oder wie es Peter Günter, der Präsident der Handwerkskammer Schwerin für seine Branche ausdrückte, Zitat: Die Computer in unseren Betrieben werden nicht als Radio oder Fernsehgeräte eingesetzt, sondern zur Arbeit. Und: Den Handwerker soll man mir mal zeigen, der Zeit und Geld genug hat, mit dem Betriebs-PC fernzusehen. Dass nicht nur dieser Handerwerker nun dafür sorgt, dass eine nicht zu verleugnende, wachsende Zahl gebührenbefreiter Couchpotatoes weiter auf die Mattscheibe starren können, ist bis mindestens 2009 nun Realität. Auch vor dem Hintergrund der in zahlreichen Einzelfragen noch ungeklärten Erhebungspraxis, wäre es politisch klüger gewesen, man hätte die Gebühr bis zur Einführung eines neuen Rundfunkgebührensystems und bis zur Klärung der Nutzung, der Definition von Betriebsstätten etc. schlicht ausgesetzt. Die unausgegorene Einführung der Fernseh(gebühren)pflicht für sämtliche Betriebe, Praxen, Werktstätten, Filialen, Büros und beruflich genutzter Computer, nur weil sie fernsehen könnten, verabreicht der bisher noch recht gut funktionierenden Rundfunk-Solidarität einen herben Schlag. Der Vereinigung der Rundfunkgebührenzahler (VRGZ) ist es aufgefallen. Sie warnte, dass es bei einer Reform der Gebühr keine Gebührenpflicht für Unternehmen mehr geben darf, denn jeder(!), der in einem Unternehmen arbeitet, hat bei einer haushalts- oder bürgerbezogenen Gebühr bereits bezahlt. Bisher war es Konsenz, dass jeder in seinem Privatleben das Recht zum Fernsehen haben soll, auch diejenigen, die es sich nicht leisten können. Diesen Entsolidarisierungs-Schlag haben erstaunlicherweise bis auf die VRGZ nur wenige bemerkt: Dank eines angenommenen Einkommens, dessen Höhe die Erheber wenig interessiert, bezahlen Betriebe und Praxen, trotzdem sie nicht fernsehen oder Radio hören, die Programmvielfalt für immer mehr, mangels Einkommen, gebührenbefreite Fernsehkonsumenten - übrigens auch für deren Computer, Handys und Handhelds. Das kann nicht lange gutgehen. Doch wer weiß, vielleicht schaut ja jetzt auch der Handwerksmeister in seiner Werkstatt öfter einmal Julia, Wege zum Glück statt auf die Abrechnung? Wem das wohl zu Gute gereicht?
+++ Amerikaner gegen Außenpolitik Bushs +++ . Nach einer Umfrage des Instituts Publik Agenda in Zusammenarbeit mit dem Fachmagazin Foreign Affairs seien 83 Prozent aller US-Amerikaner nicht mit der Außenpolitik ihres Präsidenten zufrieden. +++ Krankenhaus-Hausapotheke soll vor den EU-Gerichtshof +++ . In den Bestimmungen des deutschen Apothekengesetzes, demnach eine einzige Apotheke ein Krankenhaus beliefern, sowie der Leiter derselben das Krankenhauspersonal persönlich beraten und Mitglied der Arnzeimittelkommission der Klinik sein soll, sieht die EU-Kommission einen Verstoß gegen den freien Warenverkehr sowie einen verstecken Grundsatz regionaler Versorgung. Das Apothekengesetz soll nun vor dem Europäischen Gerichtshof verhandelt werden, berichtete die Netzeitung. +++ Armut in Deutschland und anderswo +++ . Die Medien beschäftigen sich am Mittwoch mit der sogenannten Armuts-Debatte. Die Financial Times zitierte eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung, nach der die Armut Deutschland weit größer als bisher angenommen verbreitet sei. Rund 10 Millionen Menschen sollen laut der Studie arm sein. Darunter vor allem Geringverdiener, die Anspruch auf Sozialleistungen hätten, diese aber nicht wahrnehmen würden. Andererseits hätte Hartz IV dazu beigetragen, dass die verdeckte Armut zunehmend sichtbar wäre. +++ Finanzausgleich +++. Am Donnerstag wird das Urteil des Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zum Bund-Länder-Finanzausgleich in Sachen Berlin erwartet. Berlin beansprucht zusätzliche Bundesmittel und führt eine extreme Haushaltsnotlage als Begründung an. Das Urteil gilt als Signal für die kommenden Verhandlungen zum Bund-Länder-Finanzausgleich in der zweiten Stufe der Föderalismusreform. Update: Das Bundesverfassunggericht wies die Beschwerde von Berlin zurück. Nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) braucht Berlin mindestens sieben Jahre, um seine Neuverschuldung auf Null zu senken, berichtet der Tagesspiegel in einer Vorabmeldung zu seiner Freitagsausgabe. Rein rechnerisch würde die Hauptstadt mit ihrem Schuldenberg von 60 Millionen Euro damit in 140 Jahren schuldenfrei. +++ Streik der europäischen Krabbenfischer +++ . Mr. Krebs wird seine Kunden diese Wochen enttäuschen müssen: zu wenig Krabben für Nordsee-Krabbenburger in Europa. Die Nordsee-Krabbenfischer sehen sich in ihrer Existenz akut bedroht, ihre Kutter blieben am Mittwoch in den Häfen. Sollten die Erzeugerpreise nicht angehoben werden, werde der Streik verlängert oder weitere Aktionen stattfinden, kündigten die Fischer an. Anlass: Die Umsätze sanken um ein Drittel bei guten Fängen mit im letzten und diesem Jahr beinahe identischen Krabbenmengen - und verdoppelten Treibstoffkosten. Ursache: Vor allem das Preisdiktat von zwei niederländischen Großhändlern, die nach Ansicht der Fischer den europäischen Markt beherrschten - zumal auf der Verbraucherseite eine rege Nachfrage bestehe, beklagen die Fischer und die Preise im Einzelhandel damit stabil hoch blieben. Dänische und niederländische Kollegen schlossen sich dem Streik von am Mittwoch 300 Kuttern an - etwa die Hälfte aller EU-Krabbenfischer. Peter Breckling, Vorstand der Europäischen Vereinigung der Küstenfischer sagte gegenüber der Welt, es drohe eine dramatische Pleitewelle. Dabei sind sinkende Erlöse durch den sehr stark konzentrierten europäischen Großhandel seit Jahren ein Dauerthema. 2003 hatte die niederländische Kartellbehörde die bis dato üblichen Mindestpreis- und Fangmengen-Absprachen der deutschen, dänischen und niederländischen Krabbenfischer untereinander zu Fall gebracht. Das wirkte. zwar wurde eine, neue und europäische Krabben-Erzeugergemeinschaft gegründet und vom niederländischen Landwirtschaftsministerium anerkannt, doch gegen die Abhängigkeit vom Preisdiktat half das wohl auch nichts. +++ Nicht Neues ++++ ist, dass die Bahn ihre Preise zum Jahreswechsel erhöhen will. Neu ist die Umfrage der Zeitschrift Stern in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Forsa. Demnach glauben 79 Prozent der Befragten, die Bahn erhöhe die Fahrkarten-Preise, um ihre Bilanz für den geplanten Börsengang zu verschönern. 11 Prozent schließen sich indes der Unternehmensmeinung an, es werde auf gestiegene Energiekosten reagiert und 10 Prozent antworteten: weiß nicht. +++ Neuer Job für Jürgen Schrempp +++ Der frühere Vorstandschef von DaimlerChrysler wird künftig als Seniorberater für die US-Investmentbank Lehman Brothers tätig. +++ Vorziehkäufe +++ . In einer weiteren Umfrage der Zeitschrift Stern in Zusammenarbeit mit Forsa kam heraus, dass lediglich 12 Prozent der Befragten in Folge der Mehrwertsteuererhöhung ab 1. Januar bereits in diesem Jahr größere Anschaffungen wie Autos, Möbel und Computer vorziehen möchten. Große Unterschiede in der Anschaffungsneigung verlaufen proportional zum Einkommen: Je höher, desto eher wird gekauft. Nur 8 Prozent der Haushalte mit einem Einkommen unter 1000 Euro werden Einkäufe vorziehen, aber 20 Prozent der Haushalte mit einem Einkommen über 3000 Euro. 24 Prozent der Befragten beobachten bereits jetzt Preiserhöhungen, 26 Prozent konnten bislang keine konkreten Preissteigerungen feststellen. +++ Nachtschicht bei KartstadtQuelle +++ . Mögliche Vorzieheffekte mitnehmen möchte der Handelskonzern KarstadtQuelle und kündigte an, liberariliserte Ladenschlussgesetze zu nutzen und bereits im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft größere Häuser am Freitag und Samstag bis 22:00 Uhr zu öffnen. Ähnliche Schritte wollen auch Ikea und Kaufhof überlegen. In Nordrhein-Westfalen könnten die verlängerten Öffnungszeiten bereits am 1. Dezember in Kraft treten, die meisten Bundesländer wollen diese erst im nächsten Jahr einführen. +++ Entlassungen bei BenQ +++ . Beim der insolventen BenQ Mobile werden zunächst 1950 Stellen gestrichen, knapp Zweidrittel der Belegschaft. Dies teilte der Insolvenzverwalter Martin Prager am Donnerstag mit. Nach einem Bericht im Handelsblatt lobte Prager ausdrücklich die Mitarbeiter, die bis zur Insolvenz einen sehr guten Job gemacht hätten. Dagen sei BenQ in Deutschland von seinen Altlasten, der Restrukturierung und einer viel zu komplexen Konzernstruktur erdrückt worden. +++
... Werbemillionen-Ranking der letzten Woche. In Zusammenarbeit veröffentlichen die Zeitschrift media & marketing und Nielsen Media Research die aktuellen Entwicklungen im Werbemarkt. Auf Platz 1 des Rankings der meistbeworbenen Produkte der letzten Woche (41. KW) landete McDonald's Deutschland. Das Unternehmen hatte sein Produkt McDonald's Snackbars mit 2,88 Millionen Euro beworben, 90 Prozent davon flossen in die TV-Werbung. Den zweiten Platz der letzten Woche erklomm IKEA mit 1,89 Millionen Euro, gefolgt von Danone für sein Produkt Actimel mit 1,81 Millionen Euro, beide Unternehmen wählten ebenfalls fast auschließlich das Medium Fernsehen. Den vierten Platz erreichte die REWE-Group mit Werbeinvestitionen in Höhe von 1,64 Millionen Euro und knapp dahinter nahm Douglas mit 1,62 Millionen Euro den fünften Platz der 41. Kalenderwoche für die Bewerbung seiner Parfümerien ein - ebenfalls größtenteils durch Investitionen in Fernsehspots aber auch in Publikumszeitschriften. Die Bruttwerbeinvestitionen in der letzten Woche beliefen sich insgesamt auf knapp 237 Millionen Euro, das Fernsehen profitierte davon mit knapp 178 Millionen Euro, die Publikumszeitschriften mit 59 Millionen Euro. ... Sparsame Haushaltsgeräte. Die Arbeitgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e.V. (ASUE) informiert in einem 16-seitigen PDF über energiesparende Geräte 2006/07. Erstellt wurde diese vom Niedrig-Energie-Institut (NEI) in Detmold auf der Grundlage der Hausgeräte-Datenbank des NEI, Stand 8/2006. Die Verbraucherinformation kann als kostenloses PDF zum Download bezogen werden: PDF Besonders sparsame Haushaltsgeräte 2006/07 (veralteter Link) oder als Broschüre bei der ASUE gegen eine geringe Gebühr bestellt werden, siehe Veröffentlichungen, Haustechnik: www.asue.de
...Knobloch warnt vor wachsendem Anti-Semitismus in Deutschland. Wegen Verdachts auf Volksverhetzung, Nötigung und Beleidigung ermittelt die Staatsanwalt gegen drei 15- bis 16-jährige Jugendliche, die am vergangenen Donnerstag einen Mitschüler einer Schule in Sachsen-Anhalt gezwungen hatten, ein anitsemitisches Pamphlet um den Hals zu tragen. Unterdessen warnte die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch damit aufzuhören, von harmlosen, bedauerlichen Einzelfällen zu reden und für mehr Aufklärung zu sorgen sowie das Demokratiebewusstein zu stärken, auch in Kindergärten und Grundschulen. Knobloch sagte am Montag, nicht nur der Vorfall an der Schule, auch das abgebrochene Kreisliga-Spiel am 26. September in Berlin zwischem dem TuS Makkabi gegen den VSG Altglienicke wegen anti-semitischer Parolen, der Einzug der NPD in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, der Ausbau der NPD-Netzwerke, NPD-Aufmärsche in Nürnberg und Hamburg zeigen längst eine bedrohliche Entwicklung auf, bei der massiv versucht werde, menschenverachtende Verbrechen zu einer gesellschaftlichen Selbstverständlichkeit umzufunktionieren.
...Gleich zweimal ausgezeichnet: Manager des Jahres 2006. Zum Manager des Jahres kürten sowohl das Manager Magazin als auch die Wirtschaftswoche Wolfgang Reitzle, den Vorstandsvorsitzenden der Linde-AG. Seine berufliche Laufbahn startete er 1976 bei BMW und galt lange als Nachfolger von Kuenheims, verließ 1999 jedoch den Autobauer und wechselte nach drei Jahren bei der PAG-Group 2002 die Branche und zur Linde-AG. Die Manager-Magazin-Jury honorierte in ihm einen Manager, der es geschafft hat, das 1879 gegründete Traditionsunternehmen in einen weltweit agierenden Industriekonzern umzubauen. Dabei wurde die Akquisition des britischen Gasherstellers BOC und ein herausragendes Changemanagement besonders gewürdigt. Innerhalb von drei Jahren avancierte das Unternehmen unter Reitzle von einem Mischkonzern zum Weltmarktführer in einem der zur Zeit profitabelsten Industriezweige, nämlich Gas und Engineering. Und auch die Wirtschaftswoche erkor Wolfgang Reitzle zum Manager des Jahres, und hob neben der BOC-Übernahme hervor, dass es ihm gelang die französische Konkurrenz vom Platz des Weltmarkführers zu verdrängen. Des weiteren habe sich der Börsenwert von Linde unter seiner Führung fast verdreifacht. Die Linde AG, nach der BOC-Group-Übernahme, nun Linde-Group beschäftigt weltweit rund 53.000 Mitarbeiter. Wolfgang Reitzle ist mit der Fernsehmoderatorin Nina Ruge verheiratet.
+++ Im Kühlschrank, der Tod eines Kindes, der Rücktritt einer Senatorin +++ . Als die Polizei in Bremen den bei seinem drogenabhängigen Vater lebenden Zweijährigen abholen wollte, weil sich die zuständigen Behörden endlich zu der Erkenntnis durchgerungen hatten, das Kind sei dort gefährdet, war der kleine Junge bereits tot, seine Leiche wurde im Kühlschrank gefunden. Das Versagen der Behorden an einem schon vorher mehrfach misshandelten, hilflosen, kleinem Kind erschüttert die Öffentlichkeit. Die zuständige Sozialsenatorin, Karin Röpke (SPD) zog nun die Konsquenz und trat zurück. Vor der Tür des Hauses, in dem der kleine Kevin lebte, steht neben Blumen, die Bremer Bürger dort abgelegt haben, ein Pappschild, darauf zu lesen: Schon wieder. +++ Neuer UN-Generalsekretär +++ . Der Nachfolger von Kofi Annan steht fest, am Montag wurde der südkoreanische Außenminister Ban Ki Moon offiziell zum neuen UNO-Generalsekretär nominiert. Er wird seine Amtsgeschäfte am 1. Janaur 2007 aufnehmen. +++ Angespannter Ausbildungsmarkt +++ . Es gäbe zwar mehr abgeschlossene Ausbildungsverträge, auf der anderen Seite dominiert jedoch die größere werdende Zahl unversorgter Bewerber, kommentierte die Bundesagentur für Arbeit die Bilanz des Berufsbildungsjahres 2005/06. Von einer Entspannung kann keine Rede sein, so die Behörde weiter, verstärkt sollen jetzt die Maßnahmen zur Versorgung der bisher leer ausgegangenen Bewerber. Von Oktober 2005 bis September 2006 wurden den Agenturen 459.000 freie Ausbildungsplätze gemeldet, das waren 12.000 weniger als im Vorjahreszeitraum. Demgegenüber nahmen 763.100 Bewerber an einer Berufsberatung teil, 22.100 mehr als im Vorjahreszeitraum. Eine Ausbildungsstelle bekamen 48 Prozent der Bewerber, im Vorjahr waren es 49 Prozent. Je 11 Prozent der Bewerber entschieden sich für einen weiteren Schulbesuch oder für ein Studium, 12 Prozent (Vorjahr 15) streben eine Arbeit an oder haben diese aufgenommen. 8 Prozent nehmen an berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen oder Einstiegsqualifizierungen teil, 15 Prozent leisten Wehrdienst, Zivildienst oder ein freiwilliges Soziales oder Ökologisches Jahr. Im abgelaufenen Berufsberatungsjahr konnten 49.500 Bewerber nicht vermittelt werden, 9000 mehr als im Vorjahr. Der Anteil der noch unbesetzten Lehrstellen lag bei 15.400. +++ Verbraucher-Infos zu Zimt und Cumarin. Nach den Funden von stark Cumarin haltigendem, billigen Cassia-Zimt in Zimtpulver und Zimtgebäck im Sommer, rieten einige Verbraucherministerien bei der diesjährigen Weihnachtsbäckerei möglichst den teureren, dafür aber unschädlicheren Ceylon-Zimt als Gewürz zu verwenden, das Problem: Der ist vom billigeren kaum zu unterscheiden. +++
...Wirtschaftsnobelpreis geht an Edmund S. Phelps. Der diesjährige Wirtschaftsnobelpreis geht an den us-amerikanischen Makroökonomen Edmund S. Phelps, der die Beziehungen von Inflation, Wohlfahrt und Arbeitslosigkeit erforschte. Als bahnbrechend gilt seine Einbeziehung der Erwartungshaltung und seine Kritik an der keynesianischen, sogenannten Philips-Kurve, die er für zu simpel hält. Nicht allein durch Arbeitslosigkeit werde die Inflation bestimmt, sondern auch durch die Erwartungen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern in Bezug auf die zukünftige Entwicklung von Preisen und Löhnen. Diese nahm er in die Philipskurve auf und wies nach, das die Teuerung bei unveränderter Arbeitslosigkeit allein durch die Inflationserwartung zunimmt. Im Ergebnis pendelt sich die Arbeitslosigkeit auf ein Gleichgewicht ein, deren Höhe einzig von der der Struktur des Arbeitsmarktes bestimmt wird, stabilisierende Geld- und Fiskalpolitik indes gleich lediglich kurzfristige Schwankungen der Arbeitslosigkeit aus und hat sonst keinen Einfluss auf diese. Das Nobelpreiskomitee ehrt mit der Auszeichnung Phelps frühe Forschungen in den sechziger und siebziger Jahren, die nachfolgende Forschungen und die Wirtschaftspolitik nachhaltig beeinflussten. Im Interview mit der Zeit rät Phelps Europa Hindernisse für Unternehmer abzubauen, zur Stärkung des Finanzsektors und zur Förderung von wirtschaftlicher Kultur, dann sei es nicht notwendig den Wohlfahrtsstaat zu verkleinern. Außerdem rät er zum Kombinlohn, damit nicht nur ein Teil der Leute mit dem Arbeitssektor verbunden sei, was die Fähigkeit einer Gesellschaft behindere Innovationen zu schaffen. ...Stundenlöhne in Deutschland und Frankreich. Wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte stiegen die tariflichen Löhne und -gehälter der Arbeitnehmer im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahres-Quartal in Deutschland um +1,2 Prozent und in Frankreich um +2,9 Prozent. Vergleichbar die Entwicklung bei den Arbeitern und Angestellten in der gewerblichen Wirtschaft, in Deutschland +1,0 Prozent, in Frankreich +3,0 Prozent. Damit setzt sich die seit dem dritten Quartal 2003 zu beobachtende Entwicklung eines geringeren Anstiegs der Tarifverdienste in Deutschland gegenüber Frankreich fort. Im gleichen Zeitraum erhöheten sich die Verbraucherpreise in Deutschland um +2,0 Prozent und in Frankreich um +1,9 Prozent. ...Überschuss in der gesetzlichen Sozialversicherung. Das Statistische Bundesamt teilte am Dienstag mit, dass die gesetzliche Sozialversicherung nach vorläufigen Ergebnissen im ersten Halbhar 2006 einen Überschuss von +8,5 Milliarden Euro erzielt hat. Dagegen verzeichnete die Sozialversicherung im ersten Halbjahr 2005 noch ein Defizit von -7,1 Milliarden Euro. Gründe liegen in erster Linie im Zuwachs der Einnahmen um +6,2 Prozent auf 242,4 Milliarden Euro. Die Ausgaben betrugen 233,9 Milliarden Euro - 0,7 Prozent unter Vorjahresniveau. Vor allem die Rentenversicherung mit einem Überschuss von 5,0 Milliarden Euro und die Bundesagentur für Arbeit mit einem Überschuss von 3,3 Milliarden Euro im ersten Halbjahr trugen zu dieser Entwicklung bei und zwar vor allem durch die Umstellung des Beitragseinzugs von nachträglicher Abführung der Beitrage (bis 2005) auf die Methode der Vorauszahlung der Beiträge ab dem ersten Quartal 2006 sowie die Zunahme sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter. ... Ausländerbleiberecht: Beckstein kompromissbereiter. Wie das Hamburger Abendblatt berichtete, zeichnet sich auf dem gestrigen Treffen der Innenminister der Länder in München eine Einigung ab, so dass geduldete Ausländer die Möglichkeit erhalten könnten, legal zu arbeiten. Innenminister Schäuble, der an dem Treffen selbst nicht teilnahm, bezifferte die Zahl der Menschen mit einer Duldung auf 180.000. Ihre Aufenthaltsgenehmigung wird jeweils um drei Monate verlängert, die meisten lebten so bereits länger als fünf Jahre in Deutschland. Eine Entscheidung über ein bessere Bleiberechtsregelung soll auf der Innenministerkonferenz im November getroffen werden. Verbessert werden soll auch die Situation von Familien mit Kindern. Bisher hatte sich der bayerische Innenminister Günther Beckstein gegen ein Bleiberecht für Familien mit Schulkindern eingesetzt, zeigte sich nach dem Treffen jedoch kompromissbereit, so das Hamburger Abendblatt - sofern es keine Einwanderung in die Sozialsysteme gäbe. Für Schlagzeilen hatten in jüngster Zeit Abschiebungen von Kindern und Jugendlichen gesorgt, die in Deutschland geboren oder größtenteils aufgewachsen sind. Dabei waren die Familien getrennt worden, so dass im Ergebnis einige Kinder allein bei Verwandten in Ländern landeten, zu denen ihnen jeglicher Bezug fehlt und deren Sprache sie nicht sprechen. In einem Fall hausen nun die vier Kinder Özlem, Leyla, Osman und Behrem bei ihrer 85-jährigen fast tauben und blinden Großmutter in einem kleinen kurdischen Dorf in der Türkei. Der in Deutschland geborene fünfjährige Osman spricht seitdem kein einziges Wort, leidet zudem unter einem Hautausschlag, berichtete am Montag die Welt.
... Gestorben im Oktober sind außerdem der Großindustrielle Friedrich Karl Flick und der Dichter und Schriftsteller Oskar Pastior am 5. Oktober sowie der DEFA-Regisseur Frank Beyer, am 1. Oktober (u.a. Spur der Steine). Pastior wird den Büchnerpreis nun posthum erhalten. Der beliebte Tierfilmer und Naturschützer Heinz Sielmann starb am 6. Oktober. Anna Politkowskaja am 7. Oktober, die preisgekrönte Journalistin wurde am Samstag in Moskau erschossen aufgefunden. ...Für die Verständigung zwischen den Völkern und für den intellektuellen Anstand. Zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse wurde der diesjährige Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an den Soziologen Prof. Dr. Wolf Lepenies verliehen. Leppenies lehrte bis zum Frühjahr 2006 an der freien Universität Berlin, er veröffentlichte zahlreiche, in mehreren Sprachen übersetzte Bücher, als eines seiner Hauptwerke gilt Die drei Kulturen. Soziologie zwischen Literatur und Wissenschaft. Von 1986 bis 2001 leitete Lepenies das Berliner Wissenschaftskolleg und initiierte dort 1994 den Forschungsschwerpunkt Moderne und Islam. Sein Laudator, der rumänische Philosoph und frühere Außenminister Andrei Plesu, bezeichnete Lepenies in der Frankfurter Paulskirche ale einen Kämpfer für den Frieden, er stelle dem Krieg Kommunikation und Erkenntnis gegenüber. Die Frankfurter Buchmesse verzeichnete in diesem Jahr 285.000 Besucher.
+++++ Gesundheitsreform. Die Regierungskoalition von SPD und CDU einigte sich auf die Eckpunkte der Gesundheitsreform. Demnach soll das Herzstück, der Gesundheitsfonds, jedoch frühestens ab 1. Januar 2009 eingeführt werden. Aus dem Fond erhalten die Kassen eine bundesweite, identische Kopfpauschale. Gleichzeitig soll dann ein neuer Finanzausgleich dafür sorgen, dass Einnahmedifferenzen zwischen den einzelnen Kassen für 50 bis 80 schwere Krankheiten zu 100 Prozent ausgeglichen werden sollen. Kassen mit mehr alten, weiblichen und kranken Versicherten erhalten einen Zuschlag, Kassen mit jungen und gesunden Klientel Abschläge auf die Pauschale. Kassen, die damit nicht auskommen, sollen bei ihren Versicherten einen Zusatzbeitrag erheben. Dieser Zusatzbeitrag soll auf ein Prozent des beitragspflichtigen Bruttoeinkommens beschränkt werden. Bleiben wird die Ungleichheit bei Kindern in der PKV, weiterhin werden nur Kinder gesetzlich Versicherter beitragsfrei mitversichert, und dies zunehmend über Steuern. Private Kassen sollen einen Basistarif anbieten, der sich am GKV-Leistungskatalog anlehnt, außerdem soll nur noch nach Alter und Geschlecht unterschieden werden, Risikozuschläge soll es nicht mehr geben. Wer seinen Versicherungsschutz verloren hat, soll ein Rückkehrrecht in seine letzte private oder gesetzliche Krankenversicherung erhalten, damit jeder versichert ist. Außerdem soll ab 2009 mit der Einführung des Fonds das bisherige Aberechnungssystem niedergelassener Ärzte, das Punktesystem abgeschafft und durch eine neue Gebührenordnung ersetzt werden. Die reichen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg werden nicht sofort, sondern schrittweise zum Finanzausgleich zwischen den Ländern herangezogen. Nur eines scheint bereits ab 2007 sicher: Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung werden bei den meisten Kassen steigen, die dann zwei Jahre Zeit haben ihre Altschulden abzubauen. +++++ Software zum Aufspüren von negativer Berichterstattung. Nach einem Bericht der New York Times will das US-Heimatschutzministerium (Homeland Security Department) negative Berichterstattung sowie Meinungsäußerungen über die USA und deren politische Führer in ausländischen Medien automatisch aufspüren. Dazu lässt das Ministerium für 2,4 Millionen US-Dollar eine Software von drei Unversitäten entwickeln. +++++ Bloggen in China. Trotz strenger Zensur ist China die größte Blogger-Nation der Welt, berichtete u.a. das Deutschlandradio. Etwa 34 Millionen Online-Tagebücher werden im Reich der Mitte regelmäßig gefüllt, 30 Mal mehr als vor vier Jahren. +++++ Zwei Drittel aller Lehrer sind Frauen meldete das Statistische Bundesamt anlässlich des Tages des Lehrers, am 5. Oktober. Im Schuljahr 2005/06 unterrichteten 790.000 Lehrkräfte an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen, 64 Prozent davon waren Lehrerinnen. Insbesondere in den alten Bundesländern stieg der Frauenanteil innerhalb von 10 Jahren von 55 auf 61 Prozent. Dieser liegt in den neuen Bundesländern mit 75 Prozent dennoch immer noch deutlich höher. Auch zwischen den einzelnen Bundesländern gibt es sehr untschiedlich hohe Frauenanteile, so unterrichten im Saarland 57 Prozent Lehrerinnen, in Mecklenburg-Vorpommern indes sind es 79 Prozent. +++++
...Mordanschläge in US-Schulen. Die amerikanische Öffentlichkeit wird momentan von einer Welle der Gewalt an Schulen erschüttert. Nachdem am Freitag im Bundesstaat Wisconsin ein Schuldirektor von einem Schüler erschossen wurde und in Colorado ein Mann in einer Highschool sechs Mädchen sexuell belästigte, eines erschoss und sich dann selbst tötete, richtete am Montag in Pennsylvania ein Milchwagenfahrer und dreifacher Familienvater gezielt Mädchen einer Schulklasse hin, bevor er sich ebenfalls selbst tötete. Die Schule, in der sich das Drama ereignete, gehört zu einer Amish-Gemeinde, die aus religiösen Gründen besonders zurückgezogen leben. Der Täter hatte die Mädchen angewiesen, sich an der Schultafel aufzureihen, fesselte diese schoss ihnen gezielt in den Kopf. Bisher gibt es fünf Todesopfer dieser Hinrichtung, weitere Mädchen schweben noch in Lebensgefahr. Mittlerweile berichten verschiedene Medien, bei dem Mann handele es sich um einen Kinderschänder. Aus mitgeführten Untensilien, schloss die Polizei außerdem, dass der Täter wahrscheinlich ursprünglich vorhatte, die Schule länger zu belagern sowie die Mädchen zu misshandeln. Präsident Bush berief für nächste Woche ein Gipfeltreffen zum Thema, Gewalt an Schulen, ein. ... Physiknobelpreise für den Nachhall des Big Bang. Der diesjährige Physiknobelpreis geht an die beiden US-Amerikaner John C. Mather und George F. Smoot für ihrer Erforschung der sogenannten Hintergrundstrahlung des Kosmos - einem Echo des Urknalls, das erstmals 1964 von Penzias und Wilson nachgewiesen werden könnte und die der berühmte Astrophysiker Steven Hawking einst die wichtigste Entdeckung des Jahrhunderts, wenn nicht aller Zeiten nannte. Mather und Smoot gelang es mit Hilfe des 1989 gestarteten Satelliten Cobe die Strahlung präzise zu untersuchen. Die nur mit Aufwand noch messbare, schwache Hintergrundstrahlung ist das wichtigste Puzzelstück der Enstehung unseres Weltalls und untermauert die immer wieder in Zweifel gezogene Urknall-Theorie des George Gamow. Der hatte seine Hypothese bereits 1948 formuliert, ohne sie beweisen zu können. Doch bereits damals schloss Gamow, durch Berechnung (von Daten eines gewissen Edwin Hubble), auf ein Alter des Universums von ungefähr 15 Milliarden Jahren. Erst Jahrzehnte später konnte also durch die Erforschung und immer genauere Messung der Hintergrundstrahlung die von Hubble entdeckte, 1929 veröffentlichte und durch den Dopplereffekt des Lichts entfernter Galaxien beschriebene Ausdehnung des Universums sowie die damit korrespondierende Urknalltheorie von Gamow untermauert werden. Auch seit den Forschungen von Mather und Smoot konnten die Messungen noch weiter verfeinert werden, demnach ist das Universum gegenwärtig mit ziemlicher Sicherheit auf ein Alter von 13,7 Milliarden Jahren datierbar.
... BenQ Mobile nach dem Insolvenzantrag. Die Produktion in der Deutschland-Sektion des taiwanesichen Handyherstellers BenQ soll noch bis Ende des Jahres fortgesetzt werden. Dies kündigte der Insolvenzverwalter Martin Prager am Freitag gegenüber der Presse an. Erst vor einem Jahr hatte die Siemens AG ihre Handysparte an den taiwanesischen Handyproduzenten BenQ verkauft, der der deutschen defizitären Tochter plötzlich den Geldhahn zudrehte sowie am Donnerstag die Auflösung der Handyproduktion in Deutschland ankündigte und damit für großes Entsetzen unter Mitarbeitern, Politikern und in der Öffentlichkeit sorgte. 3000 Mitarbeiter von BenQ Mobile sind mit der Abwicklung von Entlassung bedroht, der Insolvenzantrag wurde am Freitag offiziell beantragt.
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