2005-01-30 ... +++ Kurzmeldungen +++ Wahl im Irak: Trotz zahlreicher Anschläge war die Wahlbeteiligung am heutigen Wahltag im Irak hoch und liegt nach ersten Schätzungen bei über 70 Prozent. Mit vorläufigen Ergebnisse ist in sechs bis sieben Tagen, mit einem Endergebnis in etwa zehn Tagen zu rechnen
+++ Sein Humor wird uns fehlen. Der weltweit beliebte Satiriker und Romancier Ephraim Kishon starb am Samstag in der Schweiz an einem Herzanfall.
+++ Am Montag beginnt der Prozess wegen Kindesmussbrauchs gegen Michael Jackson im kalifornischen Santa Maria
+++ Super-Anni verweist Kufen-Konkurrenz auf die hinteren Plätze Bei den Wettkämpfen in Baselga die Pine gab Eisschnelläuferin Anni Friesinger ihrer Konkurrenz keine Chance. Nach dem Bahnrekord am Vortag über 1500 m siegte sie auch über die 3000 Meter auf der norditalienischen Freiluftbahn - bei Minusgraden und eisigem Wind. Immerhin zog die Power von Friesinger mit, und so landeten Dauer-Rivalin Claudia Pechstein und als Überraschung, die aufstrebende Danelia Anschütz auf Platz zwei und drei. +++
... Die deutsche Blumenwirtschaft unterstützt Blumen mit Qualitätssiegel. Auf der heute zu Ende gehenden Internationalen Pflanzenmesse in Essen, stellte sich auch das Flower Label Programm vor, das die Produktion und den Vertrieb zertifizierter Blumen, z.B. von Rosen aus Ecuador unterstützt. Diese stammen aus Betrieben, die sozial und ökologlisch verträgliche Arbeitsplätze in den Entwicklungsländern schaffen und damit u.a. die Belastung der Arbeiter durch hochgiftige Pestizide ausschließt. Die ecuadorianische Rose bringt ihrem Land wichtige Devisen und ist im herkömmlichen Anbau mit hohen Umweltbelastungen verbunden. Durch das Flower Label Programm ausgezeichnete Rosen werden in etwa einem Zehntel der ca. 350 Blumenfarmen in Ecuador angebaut, unter Einhaltung internationaler Standards und damit erheblich verbesserten Bedingungen: Hochgiftige Pestizide sowie Kinder- und Zwangsarbeit sind verboten, es gibt Gewerkschaften, Gesundheits- und Mutterschutz, sowie feste Arbeitsverträge. Dieter Reinecke, Hauptgeschäftsführer des Fachverbands deutscher Floristen (FDF) sieht in dem FLP-Label eine "Qualitätsbezeichnung, da der sachgerechte Umgang und die fachgerechte Verarbeitung von Schnittblumen garantiert sind."
Quellen: Financial Times Deutschland (FTD), Tagesspiegel, Yahoo, Südddeutsche
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2005-01-29 ... China denkt nach, Stone sammelt ein Auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos sagte der chinesische Regierungberater Fan Gang, China schätze den anhaltend schwachen US-Dollar nicht mehr als geignete Leitwährung ein. Fang sagte weiterhin, er halte die Kopplung des Yuan an einen Währungskorb aus Euro, Dollar, Yen u.a. für sinnvoller. Das US-Haushaltsdefizit hat eine Rekordmarke von 427 Milliarden Dollar erreicht.
Unterdessen sprang die Schauspielerin Sharon Stone während einer hochkarätig besetzten Sitzung zur Armutsbekämpfung plötzlich auf und forderte die Teilnehmer zu Spenden auf. Binnen kürzester Zeit hatte sie eine Million US-Dollar (etwa 770.000 Euro) eingesammelt.
Quellen: der Standard, Emfis, Dervitate Check
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2005-01-28 ... Christina Rau koordiniert die Partnerschafts-Initiative der Fluthilfe Die Koodination der deutschen Fluthilfe wird von Christina Rau geleitet. Bundeskanzler Schröder ernannte die Frau des Alt-Bundeskanzlers Johannes Rau am Donnerstag zur Berauftragten für die Koordination der Partnerschafts-Initiative. Sie wird ihre Arbeit von einem Büro im Kanzerlamt ausüben und mit einem Mitarbeiterstab ausgestattet. Christina Rau betonte, es gehe jetzt darum Hiflsangebote in konkrete, gute und langfristige Projekte zu überführen.
... Heidi Klum darf Rosenmontag knipsen Das als karnevalsbegeistert bekannte Supermodel Heidi Klum einigte sich mit dem WDR und fotografiert den Rosenmontagszug in Köln nun für den WDR und die eigene Homepage. Nach ihrer Ankündigung, von einem Wagen aus, auf dem Sie als Ehrenleutnant der Roten Funken mitfährt, den Kölner Karneval für ihre Webseite zu fotografieren gab es zunächst verstimmungen, denn allein der WDR hat die Übertragungsrechte. Nun wurde man sich einig und Klum wird Webfotografin für den Sender.
... Rice im Amt, Kennedy für Truppenabzug. Am Donnerstag nahm die neue US-Außenministerin, Condolezza Rice, ihre Amtsgeschäfte auf. Nach einem Bericht des Focus forderte indessen der demokratische Senator Edward Kennedy den Präsidenten zum Abzug der etwa 140.000 Soldaten im Irak auf und wies auf Ähnlichkeiten zur verfehlten US-Politik während das Vietnam-Kriegs hin. Deshalb brauche man einen neuen Plan für die Regierung im Irak, so der Senator weiter in seiner Rede am Donnerstag in der John Hopkins Universität/Washington DC. Damit dürfte Kennedy die öffentliche Meinung wiederspiegeln. Einer CNN-Umfrag zufolge sind 86 Prozent der befragten Amerikaner der Meinung, dass ein Zeitplan zum Abzug der Truppen aufgestellt werden müsse. Brian Jones, Sprecher des Nationalkommitees der Republikaner reagierte auf Kennedys Rede ungehalten mit den Worten, Zitat Focus :"Kennedys einseitige politische Attacke steht im starkem Kontrast zur Vision des Präsidenten, nämlich rund um die Welt Freiheit zu verbreiten." Zitatende
Quellen: die Welt, Spiegel-Online, Rheinische Post, Focus
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2005-01-27 ... Herzlichen Glückwunsch: Newman heizt durch Florida. Gestern wurde der Saucenfabrikant (Newman's Own), Hollywood Star und Oscar-Preisträger Paul Newman 80 Jahre alt und am 5. Februar nimmt der Diplom-Volkswirt und Hobby-Rennfahrer am 24-Stunden-Rennen in Daytona (Florida) teil. Er ist der älteste Teilnehmer und bleibt cool: Bei den Testfahrten im Januar stand sein Crawford-Ford in Flammen: Newman rettete sich blitzschnell und unverletzt.
Quellen: NZZ, FAZ, Handelsblatt
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2005-01-26 ... +++ Kurzmeldung +++ Studiengebühren Das Bundesverfassungericht in Karlsruhe kippt das bisher geltende bundesweite Verbot von Studiengebühren und entspricht damit der Klage diverser unionsgeführter Bundesländer, die damit Studiengebühren für das Erststudium in eigener Regie einführen dürfen.
Kommentare und Reaktionen +++
... Jahrestag: Auschwitz, das niemals endet. Aufmaschierende Neonazis, Abgeordnete im sächsischen Landtag, die beim Gedenken für die Opfer des Nationalsozialismus demonstrativ den Saal verlassen - undenkbar und doch real in Deutschland, 60 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee. Es war das schlimmste aller Konzentrationslager und ist längst zum Synonym für alle Vernichtungslager geworden, die es je gab und geben wird. Am Dienstag fand die Gedenkfeier zum Jahrestag im Deutschen Theater in Berlin statt, auf der auch Bundeskanzler Gerhard Schröder sprach. Es ist Israel Singer, der Vorsitzende des Jüdischen Weltkongresses, der daran erinnert, dass nicht nur Deutschland, sondern auch andere europäische Länder an der Vernichtungs-Maschine beteiligt waren.
... Oscar-Nominierungen. Für den heißbegehrtesten Filmpreis sind nominiert: "The Aviator" von Martin Scorsese (allein 11 Nominierungen), Clint Eastwoods "Million Dollar Baby" und "Finding Neverland" mit jeweils 7 Nominierungen als bester Film. Es folgen "Ray" und "Sideways". Die beste Schauspielerin kann werden: Annette Benning, Catalina Sandino Moreno, Hilary Swank, Imelda Staunton oder Kate Winslet. Als beste Schauspieler gehen Leonardo DiCaprio, Clint Eastwood, Don Cheadle, Johnny Depp und Jamie Fox ("Ray" und als bester Nebendarsteller in "Collateral" zweimal nominiert) ins Oscar-Rennen. Um den Titel der besten Regie konkurrieren Martin Scorsese, Clint Eastwood, Taylor Hackford, Mike Leight und Alexander Payne. Den Ehrenoscar wird Sidney Lumet für sein Lebenswerk erhalten. Ebenfalls nominiert wurden zwei deutsche Filme, "Der Untergang" - der Film über Hitlers Ende mit Bruno Ganz in der Hauptrolle und der Dokumentar-Film "Die Geschichte vom weinenden Kamel" von Luigi Falorni, der standesgemäß in einem Kamelgehege telefonisch von der Nominierung seines Films erfuhr, für den er gemeinsam mit Byambasuren Davaa Regie führte. Der Film ist beider Abschlussarbeit an der Hochschule für Film und Fernsehen in München, läuft seit Sommer 2004 in den amerikanischen Kinos und erhielt bereits einige Film-Preise.
... Linda wird 30 - zu alt oder zu lecker für den Markt? . Der Deutschen Lieblingskartoffelsorte "Linda" soll nach dem Willen seiner Erfinder und Patentinhaber, der Firma Europlant vom Markt genommen werden. Europlant hatte die Zulassung für die Sorte zurückgezogen, für die sie 30 Jahre lang Linzengebühren erhielt, von allen die die beliebte Kartoffelsorte anbauten. Ein Patent gilt immer 30 Jahre lang, und nach dem Auslaufen dürfte nun eigentlich jeder "Linda" anbauen, hätte Europlant nicht die Sortenzulassung zurückgezogen und damit den Linda-Liebhabern einen Strich durch die Rechnung und den Geschmack gemacht: Ein Anbau ist nur noch dieses Jahr erlaubt. Landwirte, Köche, KüchenmeisterInnen, Hausfrauen und Linda-Genießer sind empört, ebenso ein Kartoffelbauer aus Niedersachsen, der die Verbraucher nun zum offiziellen Protest aufruft.
Außerdem hat Bauer Karsten Ellenberg die Wiederzulassung beim Bundessortenamt bereits beantragt. Eine Entscheidung kann jedoch zwei bis drei Jahre dauern, und die altbewährte Linda müsse dann als Neue beweisen, dass sie ertragreicher sei als bereits zugelassene Sorten, der Geschmack spiele eine untergeordnete Rolle, so Ellenberg im Hamburger Abendblatt. Der Bauer bittet die Bürger darum, an Verbraucherministerin Renate Künast als oberste Chefin des Bundessortenamts zu schreiben, wie sehr sie die Kartoffel schätzen. Unter vielen anderen unterstützt die Hamburger Verbraucherzentrale den Kundenwiderstand gegen die Einstampfung der Erdknolle, denn die Vielfalt der Lebensmittel gelte es zu erhalten. Außerdem schmeckt sie gut, auch wenn das auf dem Markt angeblich ein immer uninteressanterer Faktor sein mag: Was interessiert es den Kunden. Europlant-Mann Renatus staunt, denn er sagt, es werden jedes Jahr mindestens zehn Kartoffelsorten abgemeldet. Wahrscheinlich hat er einfach nicht damit gerechnet, wie sehr die Verbraucher ihre Linda lieben und Liebe geht bekanntlich durch den Magen.
Quellen: kartoffelvielfalt.de, ORF, Yahoo, Academy of Motion Pictures Arts and Sciences, Hamburger Abendblatt, Deutsche Welle, Berliner Morgenpost, FAZ, Tagesspiegel, FTD
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2005-01-24 ...Kommentar: Exportgut Freiheit? Seit der zweiten Inaugurationsrede von US-Präsident George Bush fragen sich die politischen Kommentatoren allenthalben, wie er das wohl gemeint hat: 27 Mal erwähnte er das Wort "Freedom", 15 Mal das Wort "Liberty" - macht auf Deutsch genau 42 Mal "Freiheit". Will Bush nun plötzlich Freiheit in alle Welt exportieren? Wäre ja einmal eine Idee, nachdem die USA das größte Handelsdefizit aller Zeiten verzeichnen ...
Wie dem auch sei: Vielleicht hofft die Firma Chrysler jetzt, dass die Präsidentenrede den Verkauf des Jeep Liberty befördert - der lief nämlich nur sosolala im vergangenen Jahr. Etwa 167.000 Stück des Geländewagens konnten abgesetzt werden, das Konkurrenzprodukt dagegen etwas besser: Der Ford Escape verkaufte sich im Jahr 2004 über 183.000 Mal. Escape heißt Flucht. Auch ein Lebensgefühl
Kommentar: Cornelia Schaible, Detroit
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2005-01-23 ...Mehr Managerinnen. Noch nie seien die Chancen von Frauen so groß gewesen, Spitzenpositionen in der Wirtschaft zu erklimmen, so meint zumindest das "Manager-Magazin" in seiner neuen Ausgabe (21.01.05). Das Magazin beruft sich dabei auf aktuelle Zahlen des Hoppensted-Verlags, der die Präsenz von Frauen in Spitzenpositionen seit 1995 beobachtet. Immerhin stieg ihre Anzahl von 1995 bis 2004 um 28 Prozent, von 8,17 auf 10,43 Prozent aller Führungspositionen im Management. In Großunternehmen liegt der Anteil allerdings gegenwärtig bei 8,16 Prozent - 1995 waren es noch magerere 4,77 Prozent. In die Dax-30-Unternehmen schafften es bisher mit Christine Licci (HypoVereinsbank) und Karin Dorrepaal (Schering) lediglich zwei Managerinnen nach ganz oben, in die Vorstände der M-Dax-Unternehmen immerhin sieben Frauen.
... Humor in Griechenland. Der österreichische Karikaturist Gerhard Harderer ist in Abwesenheit in Athen wegen Verletzung religiöser Gefühle zu sechs Monaten Haft verurteilt worden. Angezeigt wurde er bereits im Februar 2003 von der orthodoxen Kirche wegen seines Karikaturen-Bands "Das Leben des Jesus". Haderer kündigte am Donnerstag an in Berufung zu gehen. Die Athener Staatsanwaltschaft hatte nach Einleitung des Verfahrens alle Exemplare beschlagnahmt. Fritz Panzer, Geschäftsführer des österreichischen Verlags Ueberreuter äußerte sich in der Presse und nannte das Urteil ein "Armutszeugnis für den Rechtsstaat und seine Justiz". Ebenso empört äußerte sich der Hauptangeklagte, Nikolaos Chatzopoulos, der griechische Verleger und Übersetzer, der in dem umstrittenen Prozess freigesprochen wurde, genauso wie vier griechische Buchhändler.
Quellen: Manager Magazin, Hamburger Abendblatt, Netzeitung, Lübecker Nachrichten, Tirol Online
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2005-01-20 ...Hauptschüler regieren besser als Politiker. In Malente traten je drei Teams mit zwölf Teilnehmern beim Simulationsspiel Ecopolicy gegeneinander an: Auf der einen Seite Hauptschüler aus Schleswig-Holstein, auf der anderen Abgeordnete aus Berlin. Das Spiel, in dem es darum geht einen Staat möglichst erfolgreich zu führen, gewannen die Schüler haushoch. Die Teams hatten je ein Schwellenland und einen Industriestaat zu führen. In den Industrieländern kamen die Politiker auf 142 Punkte - die Schüler auf 257. Die Schwellenländer der Politiker gingen ein - alle drei Polit-Teams wurden durch einen Aufstand entmachtet und erhielten keinen Punkt. Die Schüler hingegen waren auch in den Schwellenländern erfolgreich und kamen auf 197 Punkte. Zuvor hatten die Schüler bereits Kreistags-Politkern und Landtagspolitkern gezeigt, wie man Politik, Umwelt, Produktion, Lebensqualität und Aufklärung richtig einsetzt, damit ein Land gedeiht.
Quelle: ZDF
... Amtseinführungs-Sause: Klappe, die zweite. „Wenn Sie den Film Fahrenheit 9/11 gesehen haben“, schreibt Michael Moore auf seiner Website, „dann wissen Sie, was für ein Spaß Bushs erste Amtseinführung war. Helfen Sie mit, dass die zweite noch größer und besser wird.“ In der Tat sieht es ganz danach aus, als ob die 40-Millionen-Dollar-Sause zum Auftakt der zweiten Amtszeit des 43. US-Präsidenten ein paar Überraschungen bereit hielte – und für die zeichnen sich nicht die offiziellen Eventplaner verantwortlich. Schon seit Wochen bereitet die Anti-Bush-Fraktion der Netzgemeinde zahlreiche Aktionen vor, die klar stellen sollen, dass George W. Bush nach seiner Wiederwahl nicht mit dem üblichen Stimmungsbonus rechnen darf.
Gerade mal die Hälfte der Amerikaner findet, dass Präsident Bush seinen Job gut macht, wie aus den neuesten Meinungsumfragen hervor geht. Nur Präsident Nixon verzeichnete ähnlich schwache Zustimmungswerte zur Beginn der zweiten Regierungsrunde, sagen die Meinungsforscher von Gallup. Das lässt nur einen Schluss zu: Nicht einmal die, denen Bush seinen Wahlsieg verdankt, sind restlos von ihm begeistert.
Womöglich ist George Bush sogar der erste US-Präsident, dessen Wähler es peinlich fanden, für ihn gestimmt zu haben: Nur auf diese Weise lässt sich erklären, dass die Wählerbefragung nach dem Urnengang am 2. November so gründlich daneben lag und John Kerry als Wahlsieger vorhersagte. Herausforderer Kerry lag deswegen in den Wahlprognosen vorne, so berichtet jetzt CNN, weil Kerry-Anhänger sich eher an der Umfrage beteiligten – wer Bush gewählt hatte, gab den Demoskopen vor dem Wahllokal häufiger einen Korb. So kam es, dass Kerry in den Umfragen, die auf dem Internet kursierten, mit 3 Prozentpunkten führte. Denn die Bush-Wähler verdrückten sich lieber – unbefragt. Oder waren manche ganz einfach nicht ehrlich?
Wie auch immer: Dass man es ihnen nicht gerade an der Nasenspitze ansieht, wen sie gewählt haben, darauf verlassen sich in diesen Tagen auch die Bush-Gegner in Washington DC: „Bitte lasst eure Schilder und Anstecker zu Hause“, raten die Organisatoren von turnyourbackonbush.org. „Es ist wichtig, dass sich die Teilnehmer vom Rest der Menge nicht unterscheiden, bis die Aktion beginnt.“ Neben Demos gegen die Bush-Politik im Allgemeinen und den Irakkrieg im Besonderen, welche die viertägigen Feierlichkeiten begleiten sollen, ist vor allem eine schweigende Form des Protests geplant: Bei der Parade Bushs zum Weißen Haus sollen ihm die Zuschauer den Rücken zudrehen. Die Protestler gehen dabei auf Nummer Sicher: „Dreh dich um, wann immer eine Prozession von schwarzen Limousinen in Sicht kommt“, heißt es in ihrem Leitfaden, „und bleib so, bis sie vorbei ist.“
Kommentar: Cornelia Schaible, Detroit
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2005-01-19 ... +++ Kurzmeldungen +++ Kurzeitige Tsunami-Warnung in Japan Ein schweres Seebeben der Stärke 6,8 auf der Richterskala im Pazifik veranlasste die japanischen Behörden am Mittwoch morgen kurzzeitig eine Tsunami-Warnung für die südlich von Tokio gelegenen Izu-Inseln auszugeben. Die Warnung wurde wieder zurückgenommen. Unterdessen berichten die Medien von über 200.000 Toten, die durch das Seebeben im indischen Ozean am 26. Dezember 2004 ums Leben kammen.
+++ Die Doktrin der Kirche. Die spanische Kirche streitet um die Benutzung von Kondomen zur Bekämpfung von Aids. Medien-Meldungen, die Bischofskonferenz ließ verlautbaren, der Gebrauch werde nun aktzeptiert, wurden flugs von verschiedenen Stellen dementiert. Wer dafür oder dagegen ist scheint zweirangig, sicher nur die Uneinigkeit. Eine Akzeptanz hätte ein Abrücken von der Position des Vatikans bedeutet, der die Verwendung von Kondomen nach wie vor ablehnt und stets als unmoralisch bezeichnet
+++ Treue Hände halten Hände auf Das deutsch-polnische Verhältnis wird von zwei jeweils nationalen Vereinen belastet, die gegenseitige Entschädigungszahlen gegen Deutschland und gegen Polen durchsetzen wollen. Die Preußische Treuhand und die Polnische Treuhand, die sich als Reaktion auf ihr deutsches Gegenstück in Gdyna als Verein eintragen ließ, wollen 60 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs Entschädigungsklagen gegen die beiden jüngst in der Europäischen Gemeinschaft verbrüderten Staaten einreichen. Die Preußische Treuhand verlangt Entschädigung für die Vertriebenen, die Polnische Treuhand verlangt Entschädigung für die polnischen Verluste. Kommentar: Nur von wem?
+++ Wahlsieg amtlich Auch die letzte Beschwerde vor dem obersten Gerichtshof nützte dem Konkurrenten nichts, denn das Gericht bestätigte die Wahl: Viktor Juschtschenko ist zum offiziellen Sieger der Präsidentschaftsstichwahlen am 26.12.2004 in der Ukraine erklärt worden +++
Quellen: Handelsblatt, Nachrichten.ch, Yahoo
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2005-01-18 ...Gestern in Downtown Detroit: Der Martin-Luther-King-Day ist gesetzlicher Feiertag im US-Bundesstaat Michigan, und viele tausend Autofans nutzten ihn, um auf die Detroit Motor Show zu gehen und ein bisschen zu träumen. Vielleicht war das nicht genau das, was Martin Luther King mit "I have a dream" meinte, aber immerhin - das Publikum war bunt gemischt. Vor vier Jahrzehnten hätte es das noch nicht gegeben.
Und wovon träumt man so, wenn draußen 12 Grad Celsius minus herrschen und nur ein paar feine Flöckchen vom Himmel fallen, weil es eigentlich zu kalt für Schnee? Genau, von Cabrios. Die trifft man im Oben-Ohne-Zustand derzeit nur auf der Autoshow. Wie den Chrysler Crossfire Convertible: Der wurde schon vor einem Jahr eingeführt, aber diesmal darf man Probe sitzen. Trotzdem, ein Massenauto wird das nie, und das gilt für jeden Roadster - ein Auto ohne jeglichen praktischen Nutzen. Man kann damit wirklich nur fahren, was ja soweit ganz nett ist. Nur: Wer mehr als einen Golfschläger einpacken will, bekommt garantiert Probleme. Doch wer fragt schon danach, ob in den neuen Porsche Carrera Cabrio oder in die Corvette ein Kasten Bier passt? Das sind Autos zum Staunen, basta. Den neuen Sky indessen schaut die Menge mit anderen Augen an, nach dem Motto: "So einen will ich auch!" Kein Wunder: Der Roadster soll unter 25.000 Dollar kosten - deutlich weniger als vergleichbare Flitzer. Der Zweisitzer, mit dem GM seine Marke Saturn aufwertet, soll pünktlich zur Offen-Saison im Frühjahr starten, allerdings erst im kommenden Jahr. In Deutschland wird der Sky 2006 als Opel GT in den Handel kommen.
Der VW New Beetle Ragster mit Stoffverdeck ist dagegen noch im Konzeptstadium, und dabei bleibt es wohl auch: Die Studie liefert den Beweis dafür, dass man nie versuchen sollte, ein perfektes Design zu verbessern. Der Beetle Cabrio ist längst ein Klassiker, daran ist nichts zu rütteln. Der drastisch abgeflachte Ragster sieht daneben aus - na ja, wie ein geköpftes Ei.
Komentar: Cornelia Schaible, Detroit
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2005-01-17 ... Washington: Nächstes Ziel Iran? Ein Bericht des US-Starreporters Seymor M. Hersh im Magazin "New Yorker", demnach die Regierung in Washington bereits Angriffsziele im Iran ausspähe, verbesserte das Pentagon bisher nur zart. Es ging vor allem um Details, der Bericht sei voller "Ungenauigkeiten" kommentierte das Verteidigungsministerium . Die Kriegspläne als solche wurden nicht dementiert. Hersh beruft sich vor allem auf hochrangige Geheimdienstkreise. Wer den neo-konservativen Kreisen in den letzten Monaten aufmerksam zuhörte, konnte erfahren, dass sie von den diplomatischen Bemühungen Europas, den Iran dazu zu bewegen, keine Atombombe zu bauen, wenig hielten. Sollte Hershs Bericht zutreffen, sind militärische Angriffe bereits seit Monaten eine beschlossene Sache. Lesen Sie Hersh's Artikel im New Yorker (Englisch) "Anals of National Security - The Coming Wars"
Quellen: New Yorker, taz, die Welt
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2005-01-16 ... Dakar: Kaiser Stéphane und Königin Jutta Mit einem Rückstand auf den Sieger von 3:22 Stunden, nach 9039 Kilometern, 15 Spezialwertungen und 16 Tagen erreichten Jutta Kleinschmidt und ihre Co-Pilotin Fabrizia Pons einen sehr guten dritten Platz und damit das Sieger-Treppchen der Rallye Dakar. Die Königin der Wüste, die 2001 als erste und einzige Frau die gefährlichste Rallye der Welt gewann, war mit der Leistung ihres Teams sehr zufrieden, kritisierte jedoch wie viele andere Teilnehmer die Organisation der Tour. Bei der 27. Ausgabe des Wüstenrennens waren die Motorradfahrer José Manuel Perez und Fabrizio Meoni tötlich verunglückt, insgesamt starben fünf Menschen. Meoni hatte die Dakar bereits zweimal gewonnen. Als Kaiser der Dakar dürfte der Sieger Stéphane Peterhansel in die Rallye-Geschichte eingehen. Nicht nur hatte er auch die Vorjahresausgabe gwonnen, sondern vor seinem Wechsel auf vier Räder bereits sechs Mal die Motorrad-Dakar. Und mit ihm trumpfte auch wieder Mitsubishi auf, die zum 10. Mal den Sieg einheimsten. Auch der zweite Platz geht mit Luc Alphand an Mitsubishi. In der Motorrad-Wertung siegte Cyril Despres (KTM) - auch bei ihm die Freude über den eigenen Erfolg angesichts der toten Kollegen deutlich gedämpft.
Quellen: Netzeitung, Neue Westfälische
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2005-01-15 ... Außen Geldtransporter, innen Heimkino. Konzeptstudien sind gewöhnlich die Publikumslieblinge auf Autoausstellungen. Die Detroit Motor Show, die seit heute für das breite Publikum geöffnet ist, zeigt wieder einige Kuriositäten, von denen es die meisten wahrscheinlich nie zur Serienreife bringen. Die originellste Studie auf der Autoshow ist wohl der SYN-US von Ford. Für amerikanische Verhältnisse ist das Gefährt ziemlich klein geraten – dass es auf der Plattform eines Ford Fiesta basiert, ist allerdings nicht mehr zu erkennen. Das putzige Gefährt mit den kantigen Linien sieht eher aus wie ein Mini-Geldtransporter, und passend dazu sind die Scheiben kugelsicher ausgelegt. Die Heckklappe setzt noch eins drauf: Sie ist nicht nur dick wie eine Tresortür, sondern lässt sich auch genau so öffnen, nämlich mit einem Drehrad. Im Inneren der Tür befindet sich der größte Flachbildschirm, der je in ein Fahrzeug eingebaut wurde. Mit ein paar Handgriffen verwandelt sich das Auto in ein trautes Heimkino. Die Studie zielt somit nicht auf jugendliche Panzerknacker, wie man zunächst meinen könnte, sondern vielmehr auf den sicherheitsbewussten Innenstadtbewohner mit dem Wunsch nach einem fahrenden Wohnzimmer. Devise: "My car is my castle", aber innen darf es gern kuschelig sein. Trotzdem wird sich mancher Besucher beim Anblick des SYN-US fragen: Was haben die sich dabei bloß gedacht?
Kommentar: Cornelia Schaible, Detroit, Quelle: naias.com
... Die ersten Bilder vom Titan sendete Huygens, der Teil der Sonde Cassini-Huygens, der gestern erfolgreich auf dem Saturnmond Titan landete.
Quellen: European Space Agency (ESA), ExpeditionZone
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2005-01-14 ... Die Kurve gekratzt. Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte, stieg das deutsche Bruttoinlandsprodukt im Jahre 2004 gegenüber dem Vorjahr real um 1,7 Prozent. Das ist der stärkste Anstieg seit 2000, nach drei wirtschaftlich schwachen Jahren.
Das Bruttoinlandsprodukt in Preisen, Veränderung gegenüber dem Vorjahr:
1994 +2,3% - 1995 +1,7% - 1997 +0,8% - 1998 +1,4% - 1999 +2,0% - 2000 +2,9% - 2001 +0,8% - 2002 +0,1% - 2003 -0,1% - 2004 +1,7%
Der Motor für das BIP im Jahr 2004 war der Anstieg der Exporte, die deutlich über den Importzuwächsen lagen. Die privaten Konsumausgaben blieben 2004 rückläufig mit -0,3%, noch stärker rückläufig waren die Bruttanlageinvestitionen mit 0,7%. Die Maastrichtkriterien von 3 Prozent wurden nicht erreicht, vorläufige Berechnungen ergeben ein Defizit von 3,9%.
Am 22. Februar 2005 wird das statistische Bundesamt die Ergebnisse der volkswirtschaftlichen Gesamrechnung für das vierte Quartal 2004 veröffentlichen. Erst dann sind die Daten vollständig für die Mitteilung an die EU.
Quellen: Statistisches Bundesamt
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2005-01-12 ... Heimliche Vaterschaftstests: Verstoß gegen Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung. Mit der Begründung, dass "die Untersuchung von genetischem Material eines anderen Menschen prinzipiell gegen dessen Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung verstoße, dieses Grundrecht auch für Kinder gelte und nicht hinter dem Interesse des als Vater geltenden Mannes zurückzustehen brauche, sich Gewißheit über seine biologische Vaterschaft zu verschaffen", bestätigte der Bundesgerichtshof (BGH) am Mittwoch die bisherige Praxis, vor Gericht sogenannte heimliche Vaterschaftstests als Beweismittel zur Anfechtung der Vaterschaft nicht zuzulassen. Das Grundsatzurteil, das unabhängig von den Gesetzsvorhaben des Bundesjustizministeriums heute entschieden wurde, bestätigte zwei Oberlandesgerichte, die jeweils urteilten, dass die Verwertung von heimlich eingeholten DNA-Gutachten bei Vaterschaftsklagen rechtswidrig seien. Unterdessen plant Bundesjustizminsterin Zypries das Verfahren legaler Vaterschaftstests zu vereinfachen. Ihr Vorhaben, heimliche DNA-Tests künftig unter Strafe zu stellen, hatte zu einer kontroversen Diskussion in der Öffentlichkeit geführt.
... Deutschland kinderlos Gestern stellte die Zeitschrift Eltern ihre Familienstudie in Berlin vor. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Jede dritte Frau verzichtet auf Kinder. Trotz objektiv gestiegenem Einkommen sinkt durch die wachsende Last der Abgaben der finanzielle Spielraum von Familien, besonders in den neuen Bundesländern. Familien wünschen sich vor allem anderen mehr gesellschaftliche Anerkennung für die Erziehung von Kindern und erst dann mehr finanzielle Unterstützung vom Staat und auf der anderen Seite günstigere Preise für Familien z. B. bei Reisen und Eintrittsgeldern. Gleich darauf folgt der Wunsch eines allgemein kinderfreundlicheren Klimas in der Gesellschaft. Ein kinderfreundlichere Gesellschaft setzten die kinderlosen Befragten, die sich ein Kind wünschen, an die Spitze ihrer Forderungen. 49 Prozent der befragten Familien geben an, dass Kinder in der Öffentlichkeit, z. B. in Geschäften, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Restaurants oft als störend empfunden werden. Die drei häufigsten genannten Gründe keine Kinder zu bekommen:
1. weil ich keinen geeigneten Partner habe (44 Prozent)
2. weil ich auch ohne Kinder mit meinem Leben zufrieden bin (44 Prozent)
3. weil man heutzutage nicht mehr wissen kann, ob man seinen Arbeitsplatz behält und sich (weitere) Kinder leisten kann (39 Prozent)
34 Prozent gaben an, unabhängig bleiben und sich nicht an ein Kind binden zu wollen, und 29 Prozent nannten als Grund gegen eigene Kinder, dass sie viel Geld kosten.
Als Fazit sagte die Eltern-Redaktion, existieren in der deutschen Realität bereits Parallelgesellschaften: Die immer weniger werdenden Familien auf der einen Seite und eine kinderlose Gesellschaft auf der anderen Seite, deren Verständnis für Kinder immer mehr abnehme.
Die Studie macht außerdem Vorschläge zu Verbesserung der Situation der Familien und schlägt das französische Modell des Familiensplittings vor. In Frankreich wird das zu versteuernde Einkommen auf alle Familienmitglieder verteilt - nicht nur auf die Ehegatten. Eine Familie mit drei Kindern zahlt in Frankreich so gut wie keine Steuern.
... +++ Kurzmeldungen +++ ++ Das Europaparlament stimmte mit großer Mehrheit für die Europäische Verfassung, die in jedem einzelnen der 25 EU-Mitgliedsstaaten angenommen werden muss
++ Die Nasa Sonde Deep Impact startete heute zu ihrem Flug zu dem unweit des Mars umlaufenden Kometen Tempel 1, in den sie am Unabhängigkeitstag (4. Juli 2005) ein fußballfeldgroßes Loch zu Forschungszwecken schießen soll
++ Die US-Regierung stellte ihre Suche nach Massenvernichtungswaffen im Irak ein. Der eigentliche Kriegsgrund wird damit ergebnislos zu den Akten gelegt.
++ Bundespräsident Horst Köhler löste einen Verfassungstreit um die Frage aus, ob enführte Passagierflugzeuge im Notfall abgeschossen werden dürfen. Er unterschrieb das Gesetz, doch der Streit um die Verfassungsmässigkeit wird offenbar noch in Karlsruhe vor dem Verfassungsgericht ausgetragen werden
++ VW kündigte überraschend an, bereits am Donnerstag auf ihrer Gehaltsliste stehende Abgeordnete veröffentlichen zu wollen ++
Quellen: eltern.de, ARD, FAZ, taz, Handelsblatt
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2005-01-11 ... Juschtschenko, der neue Präsident der Ukraine Die Stichwahl ist entschieden. Die Wahlleitung erklärte am Montag Viktor Juschtschenko offiziell zum Sieger der Stichwahl um das Präsidentenamt der Ukraine. Die Wahlkommission nannte als Ergebnis des Wahlgangs am 26. Dezember 2004: 51,99 Prozent der Stimmen für Juschtschenko, 44,2 Prozent für Janukowitsch. Wie mehrfach angekündigt ficht der Wahlverlierer Janukowitsch die Wahlergebnisse nun vor Gericht an, so dass diese weiterhin als "Vorläufig" bezeichnet werden müssen und nicht als offizielles Wahlergebnis bezeichnet werden dürfen.
Quellen: ORF, die Zeit
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2005-01-10 ... Der Hybridmotor ist der Hit. Es ist nun keinesfalls so, dass der Beginn einer neuen automobilen Bescheidenheit ausgerufen werden müsste: Die Journalisten bekommen immer noch glänzende Augen, wenn es möglichst viel Chrom in Verbindung mit möglichst vielen PS zu bestaunen gibt - wie beim Jeep Hurricane, einer technischen Sandkastenspielerei aus dem Hause Chrysler, die es mit gleich zwei Hemi-Motoren immerhin auf 670 Pferdchen bringt. Den Hurricane stellte Chrysler-CEO Dieter Zetsche bei der Auto-Show in Detroit gleich selber vor. Viel bestaunt werden indessen auch umweltfreundliche Alternativen zu den Spritfressern: Mit dem Sequel präsentierte GM bei der gestrigen Eröffnung der Pressetage ein Geländewagenkonzept mit Brennstoffzellen-Antrieb. Längst über das Konzeptstadium hinaus sind verschiedene Hybridfahrzeuge der großen Hersteller; Auslöser für den Trend war sicher der erstaunliche Erfolg des Toyota Prius auf dem US-Automarkt. Plötzlich ist der Hybridmotor der Hit: Außer den Japanern haben ihn nun auch die großen Drei - GM, Ford und Daimler-Chrysler - im Programm. Die Hybrid-Technologie kombiniert einen herkömmlichen Benzinmotor mit einem Elektromotor, dessen Batterien während der Fahrt aufgeladen werden. Dadurch verringert sich der Kraftstoffverbrauch enorm. Ford kündigte gestern an, dass bis in drei Jahren insgesamt fünf Modelle mit dem sparsamen Hybrid-Antrieb auf dem Markt sein sollen. Der Ford Escape Hybrid ist bereits ein großer Erfolg - auf der Show wurde er zum "Nordamerikanischen Geländewagen des Jahres" gewählt. Man könne ihn gar nicht so schnell bauen, wie er gekauft werde, versicherte Ford-Chef Bill Ford Jr., der Urenkel des Firmengründers.
von Cornelia Schaible, Detroit
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2005-01-08 ... Billig durch die Nacht. Zum fünfjährigen Jubiläum der DB-Nachtzug bietet die Deutsche Bahn-Tochter ein 19-Euro-Ticket an, mit dem man vom 10. Januar bis 28. Februar 2005 im Nachtzug reisen kann. Das Ticket gilt für Sitzwagen, für Fahrten zu deutschen und ausländischen Bahnhöfen, pro Person und Weg. Das Angebot gelte solange der Vorrat reiche, so das Unternehmen. Mit der 19-Euro-Nacht werden Fahrten nach Dänemark, in die Schweiz, Niederlande, Tschechien, Italien, Österreich, Frankreich aber auch nach Berlin und Rügen offeriert. Wers gern bequemer hat und schlafen will, fährt für 39 Euro im Liege- und 59 Euro im Schlafwagen mit dem SparNight-Ticket.
Quellen: ARD, ZDF
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2005-01-07 ... Gestern im US-Kongress. Eigentlich handelt es sich um eine reine Formsache: In einer gemeinsamen Sitzung von Senat und Repräsentantenhaus in Washington werden die Wahlmännervoten der einzelnen US-Bundesstaaten feierlich verlesen, in alphabetischer Reihenfolge, und die Ergebnisse werden noch einmal zusammen gezählt. Normalerweise ist diese Zeremonie kaum mehr als Folklore. George W. Bush erhielt bei seiner Wiederwahl am 2. November 286 Stimmen, 16 mehr als die 270, die er für die Präsidentschaft benötigte. Selbst ein abtrünniger Wahlmann hätte daran nichts geändert. Und der unterlegene Demokrat John Kerry hatte Bush schließlich schon am Tag nach der Wahl zum Sieg gratuliert.
Als bei der Stimmen-Bekanntgabe die Reihe an Ohio war, stand plötzlich Stephanie Tubbs Jones auf, eine Abgeordnete des Repräsentantenhauses, um das Wahlergebnis des Bundesstaates anzufechten. Es war ein Déjà-vu-Erlebnis: die Wiederholung einer Szene aus Michael Moores Dokumentarfilm "Fahrenheit 9/11" - vor vier Jahren versuchten einige farbige Mitglieder des Repräsentantenhauses, gegen die offizielle Anerkennung des Wahlergebnisses von Florida Einspruch zu erheben. Es blieb damals beim Versuch, da sich kein/e Senator/in zur Unterstützung des Antrages fand; nur dann wird dem Einwand stattgegeben. Diesmal war es anders: Die demokratische Senatorin Barbara Boxer aus Kalifornien hatte die Wahl-Anfechtung für Ohio am Vortag mit unterschrieben. Der Brief wurde offiziell verlesen, und die Sitzung des Kongresses daraufhin unterbrochen - so etwas hatte es seit 1877 nicht mehr gegeben. Die beiden Kammern trennten sich, um den Antrag zu diskutieren.
Bush wurde dann mit vierstündiger Verspätung doch noch für eine zweite Amtszeit bestätigt: Der Einspruch wurde abgelehnt, was niemanden überraschte; Bushs Republikaner erfreuen sich einer Mehrheit in beiden Kammern. Im Senat fand sich im Übrigen auch auf demokratischer Seite außer Barbara Boxer niemand, der die Petition unterstützt hätte. Die aufrührerischen Demokraten aus dem Repräsentantenhaus dürften mit dem Ergebnis trotzdem zufrieden sein: Ihr Ziel sei es nicht gewesen, Bush den Wahlsieg abzusprechen, hieß es mehrfach. Man habe nur auf die Missstände bei der Wahl in Ohio aufmerksam machen wollen: Zu wenige oder kaputte Wahlmaschinen; stundenlanges Anstehen vor der Abstimmung; Wahlergebnisse, die sich mit den registrierten Wählerdaten nicht in Einklang bringen ließen; mangelnde Kontrollmöglichkeit ohne Papierausdrucke.
Im Grund genommen ging es nicht darum, die Wahl anzufechten - der Vorwurf lautete, dass viele Menschen in Ohio gar nicht zum Wählen kamen oder ihre Stimmabgabe für ungültig erklärt wurde. Amerika versuche, Ländern wie Afghanistan und Irak Demokratie beizubringen, sagten die Antragsteller, dann könne man bei den Problemen im eigenen Land nicht wegsehen. Die republikanische Gegenseite sah das anders: Die Anfechtung sei "eine Schande", hieß es, "eine Verschwörung", die der Demokratie schade, außerdem seien die Demokraten schlechte Verlierer.
Der bei der Präsidentenwahl unterlegene demokratische Senator John Kerry hatte sich der Protestaktion nicht angeschlossen. Er war im Irak, um den US-Truppen für ihren Einsatz danken. Er werde sich aber in den kommenden Monaten für mehr Offenheit und Verantwortlichkeit beim Wahlvorgang einsetzen, sagte Kerry.
von Cornelia Schaible, Detroit, USA 2005-01-06
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2005-01-05 ... ++ Kommentar zur Dove-Kampagne ++ Neues Dove-Cover-Girl: Irene - 96 Jahre Das Ziel, die reale Frau darzustellen, hatte das Kostmetik-Unternehmen bereits im letzten Jahr aufgegriffen, als es keine superschlanken Modells, sondern vollschlanke Alltags-Schönheiten für ein Werbekampagne vor die Kamera holte. So ganz "stinknormal" waren die zwar auch nicht, so wenig wie Irene, dennoch, Dove hat es tatsächlich geschafft, dem Begriff Schönheit eine ganz andere, eine - zumindest in der Werbebranche - ganz neue Bedeutung und damit Leben einzuhauchen: Irene Sinclair, im riesenformatigen Poster am New Yorker Times Square klebend, ist wirklich ein verdammt schönes, hunderjähriges Weib - das Gesicht 2005 von Dove. Und was sagt sie selbst? In der Times äußerte sie sich: "Ich bin in meinen ganzen Leben nie schön gewesen, aber ich fühle, ich bin jetzt schön. Es hat etwas damit zu tun in Anmut alt zu werden.
... ++ Kurzmeldungen ++ Leonardo DiCaprio und Cate Blanchett kommen am Freitag nach Berlin zur Premiere ihre Films Aviator, in dem DiCaprio Howard Hughes spielt, Blanchett gibt Katherine Hephurn
++ Die Stiftung Warentest nahm alle gesetzlichen Krankenkassen unter die Lupe. Extra-Listen und ein Excel-Rechner bieten Orientierung für Erwerbstätige und für Rentner, welche die günstigere Kasse ist:.
++ Auch am vierten Tag nach Einführung der LKW-Maut in Deutschland lief am Dienstag alles weitesgehend reibungslos. Allein am Montag wurden fünf Millionen Euro eingenommen. Schon fordern Politiker eine Ausweitung des Systems auf Ausweichstrecken. Andere halten allein das Nachdenken darüber für absurd. Unabhängig davon rückt die Debatte um eine - bisher nicht geplante - PKW-Maut immer näher. Verkehrsminister Stolpe hält weiter dagegen, aus Rücksicht auf die Pendler, die auch bei Verrechnung, einseitig mehrbelastet werden.
++ Die neue Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Johanna Wanka, (CDU) will ein bundeseinheitliches Studiengebührensystem einführen, sollte das Bundesverfassungegericht Ende Januar das bundesweit geltende Verbot von Studiengebühren kippen. In der Financial Times Deutschland (FTD) forderte sie ein großzügigeres Darlehen des Staates als das gegenwärtige BAFöG, das die Finanzierung des Studiums ermöglichen solle. Im Gegenzug sollen Kindergeld und sonstige steuerliche Vergünstigungen für Eltern gestrichen werden, so Wanka laut FTD.
Quellen: n-tv, Stiftung Warentest, FTD, Times Online
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2005-01-03 ... Weltbankpräsident Wolfensohn hört auf. Anfang Juni - nach Auslaufen seiner zweiten Amtszeit, will Weltbankpräsident James Wolfensohn aufhören. Ihm seien zehn Jahre genug, sagte der 71-Jährige in einer Talkshow am Sonntag. Wolfensohn, ein bekannter Gegner der Irakpolitik von Präsident Bush und einst von Clinton nominiert, äußerte in der Vergangenheit durchaus Interesse an einer dritten Amtszeit, machte diese jedoch vom Ausgang der US-Präsidentschaftswahl abhängig. Tradtionell nominieren die USA als größter Anteilseigner und Stimmrechte-Inhaber den Präsidenten der Weltbank, die weltweit langfristige Kredite an Regierungen für Entwicklungsprojekte vergibt.
... Kriminelle greifen zu: Verwaiste Kinder verschwinden im Chaos nach Seebeben. Die Warnungen der Kinderschutzorganisationen wie der National Childcare Protection Authority - NCPA, die chaotischen Zustände nach dem Seebeben würden von Kindesentführern ausgenutzt, scheinen sich in einem bekannt geworden Fall zu bestätigen. Wie die thailändische und die schwedische Polizei befürchten, könnte ein zwölfjähriger Junge aus Stockholm von einem europäisch aussehendem Mann enführt worden sein. Beide hielten sich nach Aussagen von Zeugen in einem Hospital in Thailand auf, bevor sich ihre Spur verlor, wie die schwedische Zeitung "Expressen" berichtete. Die beiden Geschwister des Jungen konnten gerettet und zu ihrem Vater nach Schweden gebracht werden, während ihre Mutter und deren Partner zu den 3000 vermissten Schweden im Katastrophengebiet gehören. Zudem gebe es erste Klagen gegen Leute, die sich als Verwandte von elternlosen Kindern ausgeben, um an Zuschüsse für Waisenkinder heranzukommen, berichtete die FAZ mit Hinweis auf Meldungen der indischen Zeitung "Hindustan Times". Die meisten Kinder, die von ihren Eltern durch die Flutwelle getrennt wurden, leben z.Zt. in Flüchtlingslagern.
Underdessen berichtet die Frauenrechtsgruppe Women and Media Collective, dass überlebende Frauen und Mädchen in den Auffanglagern Opfer von Vergewaltigungen wurden. Charlotte Petri-Gornitzka, Vorsitzende von "Rädda Barnen", dem schwedischen Zweig der Kinderschutzorganisation Save the Children warnte am Sonntag davor, dass überlebende Kinder in Krankenhäusern von Kinderschändern ausgenutzt werden könnten, es gebe entsprechende Berichte aus Sri Lanka. Andernorts nahmen die Plünderungen durch Personen zu, die sich als Polizisten und Rettungskräfte ausgaben.
Schweden stellte außerdem die Veröffentlichung von Vermisstenlisten ein, weil Häuser von vermissten Personen geplündert wurden, so Staatsekretär Lars Danielsson in einem Radiosender. Solche Plünderungen gab es auch nach dem Sinken der Estonia 1994. Die norwegische Polizei geht davon aus, dass sich Kriminelle zunehmend auf Vermisstenlisten setzen lassen könnten, um neue Identitäten anzunehmen und Versicherungen abzuschöpfen.
Quellen: FAZ, Spiegel Online,n-tv derStandard, ORF
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2005-01-01 ... Willkommen im Wirtschaftswetter 2005. Ihnen allen ein erfolgreiches, gesundes und glückliches Neues Jahr!
... Erste Cholera-Fälle Die ersten Fälle von Cholera werden aus einem Auffanglager auf Sri Lanka und aus Indonesien berichtet. Wir blenden darum noch einmal die Spendenkonten ein. Die Menschen in den vom Seebeben betroffenen Gebieten brauchen vor allem sauberes Trinkwasser.
... Barcelona-Dakar Kein Neues Jahr ohne die schwerste Rallye der Welt, die Telefonica-Dakar. Und diesmal sind gleich drei deutsche Fahrerinnen am Start. Nachdem sich VW-Pilotin Jutta Kleinschmidt jahrelang als alleinge Vertreterin des weiblichen Geschlechts auf diese Strecke traute und 2001 mit ihrem Sieg (in einem drei Jahre alten Mitsubishi) zur bisher einzigen Wüsten-Königin wurde, bekommt sie 2005 Gesellschaft von der Mitsubishi-Fahrerin Andrea Meyer, die letztes Jahr auch schon dabei war. Als Dakar-Debütantin steigt Ellen Lohr, ehemalige Tourenwagen-Pilotin, in diesem Jahr mit ein. Co-Pilotin von Kleinschmidt ist wieder Fabrizia Pons - beide sind ein eingespieltes Team, die Chancen, am Ende der härtesten Rallye der Welt auf das Sieger-Treppchen steigen zu dürfen, gar nicht schlecht. Aber die Dakar ist gefährlich und sorgt immer wieder für ungeahnte Überraschungen. Also lassen wir die Spekulationen und seien einfach gespannt, ob die Damen wieder so gute Platzierungen wie im letzten Jahr erreichen werden. Fiebern Sie vom 1. bis 16. Januar mit.
Angaben: Jutta Kleinschmidt startet im Touareg VW, Quelle: dakar.com
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